Mitten in Nürnberg:Millionen fürs sensible Franken

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Befindlichkeiten zwischen Oberbayern und Franken sind so etabliert, dass auch Kritik an der Sache schnell mal zur Neiddebatte erklärt wird

Eine Kolumne von Claudia Henzler

Es wäre natürlich falsch zu behaupten, dass der Franke an sich ein Sensibelchen ist. Aber es gibt schon ein paar fränkische Empfindlichkeiten. Bei der Diskussion um den geplanten Ableger des Deutschen Museums kann man die immer wieder mal beobachten. Der Landtag war ja bekanntlich recht überrascht, als sich erst ganz am Ende, da war der Mietvertrag schon unterschrieben, herausstellte, dass das Ding die Staatskasse mindestens 100 Millionen Euro kosten wird. Damals interpretierte manch sensibler Franke die Diskussion nicht als Kritik an dem von Markus Söder verantworteten, wenig transparenten Planungs- und Entscheidungsprozess, sondern ganz pauschal als Neiddebatte. Den Nürnbergern werde wieder mal nichts gegönnt, so geht die beleidigte Interpretation, während in München quasi unkontrolliert eine Million nach der anderen verbaut werden darf. Auch Söder selbst bedient sich gerne dieser Lesart. Ist ja auch praktisch, um vom eigenen Hau-Ruck-Politikstil abzulenken. Als am Freitag der Grundstein für den Museumsbau gelegt wurde, hat der neue Ministerpräsident die empfindliche Frankenseele wieder ein bisschen aufgestachelt. Die Diskussion ums Geld habe ihn "überrascht", fabulierte Söder, wo doch bei Großprojekten für die Münchner gar nicht ernsthaft über solche Beträge diskutiert werde.

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