Mitten in Nürnberg:Hartnäckige Müllsammler

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Eine Handvoll Slowaken stoppen an der Zufahrt zum Nürnberger Wertstoffhof die Autos, um sich rauszusuchen was sie noch gebrauchen können. Das Ordnungsamt wäre sie gerne los

Von Katja Auer

Es klingt beinahe ein bisschen fatalistisch, wenn aus dem Nürnberger Ordnungsamt die Klage dringt, dass es halt leider keine Straftat ist, was da tagtäglich vor dem Wertstoffhof am Pferdemarkt passiert. Wäre es Diebstahl oder würde jemand bedroht, wäre der Verkehr ernsthaft gefährdet oder gar die Innere Sicherheit, dann könnte man was machen. Weil das aber eben nicht so ist, versucht die Stadt seit Jahren vergeblich, die Müllsammler vor dem Recyclinghof zu vertreiben.

Es ist eine Handvoll Leute aus der Slowakei, zwei Familien hauptsächlich, die ein lukratives Geschäft aufgetan haben in der Zufahrtsstraße zum Wertstoffhof. Dort stoppen sie die Autos der Nürnberger, die alte Kühlschränke, Elektroschrott oder was sonst nicht mehr gebraucht wird, entsorgen wollen. Die Müllsammler suchen sich raus, was sie gebrauchen können. Der Rest landet am Straßenrand und muss von den städtischen Mitarbeitern beseitigt werden. Ein Ärgernis wenigstens, ebenso wie die Penetranz, mit der die Autofahrer gestoppt werden. Die Stadt hat schon alles Mögliche probiert: Bußgelder und Platzverweise, sogar eine Betonwand, wie sie in Autobahnbaustellen stehen, wurde aufgebaut, damit die Leute nicht mehr am Gehsteig stehen können. Stellten sie sich halt auf die Straße. Eine Verfügung wurde erlassen, die das Betteln und Sammeln verbietet, andernfalls kann das Fahrzeug abgeschleppt werden. Wird auch gemacht. Fünfmal ist das schon passiert, sagt der zuständige Mann im Ordnungsamt, und zwei Autos, recht alte Kisten, seien dann einfach nicht mehr abgeholt worden. Blieben der Stadt auch noch die Entsorgungskosten.

Langsam gehen den Verantwortlichen die Ideen aus. Es bleibt der Appell an die Autofahrer, den Müllsammlern nichts zu überlassen. Auch wenn es bequemer sei, den Krempel nicht selbst aus dem Auto zu laden und dabei vermeintlich noch etwas Gutes zu tun. Ansonsten setzt man auf die Zeit. Denn wenn eines Tages der Frankenschnellweg doch noch ausgebaut wird, dann wird aus der Gegend ohnehin eine Großbaustelle. Jedenfalls ist der Umzug des Wertstoffhofs schon beschlossen. Irgendwohin, wo es keine Gehwege und nur ganz enge Zufahrten gibt.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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