Mitten in Nürnberg:Dusch-Paten gesucht

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Wenn's den Bäumen zu heiß wird, muss in Nürnberg der Bewässerungshelfer ran

Kolumne von Claudia Henzler

Der Baum ist in diesen Tagen der beste Freund des Stadtbewohners. Sein segensreicher Einfluss auf das urbane Mikroklima ist nicht nur wissenschaftlich erforscht, sondern auch jeden Tag zu erleben. Kastanie, Linde und Kollegen kühlen durch Verdunstung, vor allem aber produzieren sie diese besonders angenehme Art von Schatten, in dem man gerne sitzen bleibt. In einer längeren Hitzephase aber ist der Baum selbst auf gute Freunde angewiesen.

Nürnberg setzt da schon länger auf Baumpaten, die beim Gießen der etwa 28 000 Straßenbäume aushelfen, wenn die städtischen Mitarbeiter plus beauftragte Firmen nicht nachkommen. Mehr als 1300 Bürger engagieren sich ehrenamtlich und achten darauf, dass sich rund um den Stamm weder Müll sammelt noch Unkraut wuchert. Wenn sie wollen, dürfen die Paten den Quadratmeter, auf dem ihr Baum wächst, mit Wiesenblumen bepflanzen oder anderweitig verschönern. Der gelegentliche Griff zur Gießkanne ist bei diesen Baumpatenschaften nur eine Aufgabe von vielen. Nun soll dieses Modell durch sogenannte Wasserpaten ergänzt werden - zunächst in einem Pilotprojekt. Das Rathaus sucht 50 Bürger, die ordentlich hinlangen und einen Baum zweimal die Woche mit 200 Litern Wasser versorgen. Damit das praktikabel ist, werden Bäume in der Nähe eines Hydranten gewählt und die Wasserpaten als halbamtliche Bewässerungshelfer mit Hydrantenschlüssel, Wasserzähler und Schlauch ausgestattet.

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim arbeitet schon länger daran, den Hitzestress von Stadtbäumen zu messen, und hat in Würzburg zwei Bäume mit Temperatursensoren an Blättern, Stamm und Stammfuß versehen, die ihre Daten laufend an die Forscher senden. Für die Winterlinde Tilia zum Beispiel war es schon Anfang der Woche recht stressig auf dem Hubland, am Mittwoch mit mehr als 35 Grad an Stamm und Krone so richtig belastend. Die Universität Erlangen-Nürnberg hat ein ähnliches Projekt gestartet und ist gerade dabei, zehn bayerische Bäume zu verkabeln. Bis auch die 28 000 Nürnberger Stadtbäume ihre Baumpaten per Kurznachricht um Hilfe rufen können, wenn sie Wasser brauchen, wird es aber wohl noch eine ganze Weile dauern.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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