Mitten in Erlangen:Antizyklische Kurzstreckenflüge

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Schlaue handeln antizyklisch. Wohl deshalb fordert Jörg Volleth, CSU-Kandidat für die OB-Wahl in Erlangen, in Zeiten der Klimakrise mehr Kurzstreckenflüge von und nach Nürnberg

Kolumne von Katja Auer

Wer schlau ist, handelt antizyklisch, das hat sich ja inzwischen rumgesprochen. Fährt also nicht im Sommer nach Venedig oder Mallorca, sondern im Januar. Kauft jetzt keine Wohnung in München, sondern in Wunsiedel. Überlegt jetzt schon, was er zu Weihnachten verschenkt, um den Stress vor den Feiertagen zu vermeiden.

Das muss auch bei der Erlanger CSU angekommen sein, die das Prinzip gerade einem vorläufigen Höhepunkt zugeführt hat. Während Greta Thunberg nach New York segelt und Ministerpräsident Markus Söder von den Grünen, äh, von der CSU, Videos von seinen Zugfahrten postet, fordert die CSU Erlangen - mehr Kurzstreckenflüge.

Es geht um die Wirtschaft und um die Kommunalwahl, OB-Kandidat Jörg Volleth machte den Vorschlag. Mehr Kurzstreckenflüge vom Nürnberger Flughafen also, um die Unternehmen der Region - Siemens, Adidas, Schaeffler - auch da zu halten. Als sei Mittelfranken besonders dann attraktiv, wenn man schnell wieder wegkommt. Aber nein, es geht natürlich darum, ausländische Besucher möglichst unkompliziert zu den Unternehmen zu lotsen. Und der Münchner Flughafen sei wirklich schwer zu erreichen. Deswegen hat Verkehrsminister Hans Reichhart gerade einen ICE-Halt am Münchner Flughafen gefordert, aber das ist eine andere Geschichte. Aber er wird wohl auf die Unterstützung von Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik von der SPD hoffen dürfen. Der hat schon den Klimanotstand für seine Stadt ausgerufen und setzt auf die Bahn. Wenig Chancen also für die Pläne der Erlanger CSU.

Aber es ist ja Wahlkampf, da wird noch der eine oder andere Vorschlag auftauchen, mit dem bislang keiner rechnet. Vielleicht findet sich ja in Hof jemand, der die Idee aus Erlangen wohlwollend unterstützt. Kurzstreckenflüge sind ausdrücklich gewünscht, das könnte ganz neue Optionen für den Hofer Flughafen bedeuten. Der ist bekanntlich geschlossen und wird eher als Rennstrecke genutzt, denn als Startbahn, aber auf schnelle Autos zu setzen, ist zurzeit beinahe zu antizyklisch. Also vielleicht doch eine Kurzstrecke Nürnberg - Hof einrichten. Dann könnten die Siemens-Manager auch die günstigeren Häuser in Hof beziehen. Ganz antizyklisch.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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