Mitten in Bayreuth:Das ist die Härte

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Bald wird die Wagner-Stadt wieder im Glanze mehr oder minder Prominenter erstrahlen. Allerdings liegt ein leichter Schatten über dem Grünen Hügel - die angespannte Weltlage bekommt den zarten Künstlerseelen gar nicht gut. Und auch so manches Hinterteil wird leiden müssen

Von Katja Auer

Bald ist es so weit, dann strahlt Bayreuth wieder, als ob eine gute Fee einen Sack voll Glitzer über der sonst wenig glamourösen Stadt ausgekippt hätte. Zwar erscheint die Kanzlerin in diesem Jahr nicht zur Premiere der Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel, und Thomas Gottschalk kommt schon lange nicht mehr, sodass Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und Ministerpräsident Horst Seehofer den Promifaktor erfüllen müssen. Aber trotzdem wird es ausschauen, als sei mindestens ein Dutzend Hollywood-Schauspieler zu Gast und wenigstens der amerikanische Vizepräsident.

Denn auch wenn das Weltgeschehen sonst großzügig davon absieht, sich detailliert auf Oberfranken auszuwirken, wird in diesem Jahr in Bayreuth ein Sicherheitsaufwand betrieben, der auf nichts anderes zurückzuführen ist als die international erhöhte Gefährdungslage, wie sich das im Behördendeutsch so schön nüchtern ausdrücken lässt.

In Bayreuth heißt das konkret, dass die kreative Gemütlichkeit auf dem Hügel einem strengen Formalismus hat weichen müssen, der Opernsänger wie Bühnenarbeiter wie Zuschauer gleichmacht vor den Dogmen der Sicherheit. Da kann ein Sänger noch so berühmt sein und im Kostüm über den Hof spazieren, wenn er seinen Mitwirkenden-Ausweis nicht umhängen hat, muss der Sicherheitsdienst halt die Personalien feststellen. Könnte ja jeder sagen, er sei ein Startenor.

Die ersten fürchten schon um die zarten Seelen der Künstler in dieser gar nicht geistreichen Atmosphäre, während den Zuschauern Schmerzen in ganz anderen Körperregionen drohen. Wiederum der Sicherheit wegen ist es nämlich in diesem Jahr verboten, Sitzkissen mit in das Festspielhaus zu nehmen. Das ist hart, im Wortsinne, sind die Zuschauerränge doch berüchtigt für die unbequemen Holzbänke, auf denen prominente ebenso wie gänzlich unbekannte Hinterteile stundenlang auszuharren haben. Deswegen ist es in Bayreuth kein modischer Fauxpas mit dem Stuhlkissen zum Smoking zu erscheinen, für die modebewussten Gäste kreierte eine Bayreutherin gar die Festspieltasche, die Handtasche und Sitzkissen vereint. Ach ja, Taschen, größere zumindest, sind heuer allerdings nicht erlaubt. Natürlich nicht.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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