Mitten in Bayern:Schamlose Freibierlätschn

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Ein Landshuter hat in einem Sushi-Lokal Hausverbot bekommen, weil er beim All-you-can-eat-Essen hundert Portionen verdrückt haben soll

Kolumne von Andreas Glas

Auch der Bayer geht gern dort hin, wo es was umsonst gibt. Das zeigt sich schon daran, dass das Bairische einen Ausdruck für diese Neigung parat hält: die Freibierlätschn. Das Konzept des Freibiers wiederum ist verwandt mit dem All-you-can-eat-Konzept. Wobei der Unterschied darin liegt, dass Freibier nicht gegessen wird, sondern getrunken. Und dass es von Anfang an frei ist, während der All-you-can-eat-Konsument einen Fixbetrag zahlt, mit dem er sich die Freiheit erkauft, so viel zu konsumieren, wie er möchte. Wer ins All-you-can-eat-Lokal geht, ist also nicht automatisch eine Freibierlätschn. Weil aber das Preisleistungsverhältnis mit jedem Bissen attraktiver wird, ist die Freibierlätschn-Quote dort sehr hoch.

In Freibierlätschn-Verdacht ist neulich auch ein Landshuter geraten, der in einem Running-Sushi-Lokal in Ergolding beim All-you-can-eat-Essen war. Das allein war natürlich nicht der Grund, dass sein Restaurantbesuch bundesweit durch die Medien ging. Die öffentliche Aufmerksamkeit hatte damit zu tun, dass Jaroslav Bobrowski einfach nicht aufhörte zu futtern. Es war von 100 Portionen die Rede, die er beim Asiaten verputzt haben soll. Er selbst schätzt seinen Konsum auf 80 Portionen. So oder so war das zu viel, fand der Wirt - und erteilte Bobrowski Hausverbot. Die Reaktionen im Netz waren geteilt. Die einen schimpften über den Wirt, der die Völlerei schon akzeptieren müsse, wenn er ein All-you-can-eat-Angebot macht. Die anderen lästerten über den Kunden und dessen angeblich schamlosen Freibierlätschn-Auftritt.

Nun berichtet die Landshuter Zeitung über die Fortsetzung der Geschichte. Von einem "Happy End am Sushi-Band" ist die Rede. Er habe Sorge gehabt, dass sich die anderen Gäste gestört fühlen könnten, wenn ihnen einer alles wegisst, sagte der Wirt, hob das Hausverbot wieder auf und entschuldigte sich bei Bobrowski. Der wiederum versprach, dass er sich beim nächsten Mal nicht direkt an den Anfang des Laufbands setzt, das die Sushi-Portionen zu den Gästen befördert. Und er kündigte an, dass er einen neuen Essensrekord plant: 74 Kugeln Eis in einer Stunde. Ein neuer Eklat ist deswegen nicht zu erwarten. Ein Eiscafé mit All-you-can-eat-Angebot ist im Kreis Landshut nicht bekannt.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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