Mitten in Bayern :In der Rhön und um die Rhön herum

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Mit den Ortsnamen ist es so eine Sache, es kann halt nicht jeder so einprägsam wie Oberkotzau sein. Also wenigstens ein Zusatz, der die geografische Lage deutlich macht. Aber damit hat Bischofsheim an der Rhön gerade seine Probleme

Kolumne von Claudia Henzler

Ortsnamen wie Oberkotzau oder Lederhose sind einprägsam und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Bei Kirchheim oder Neustadt sieht das leider völlig anders aus. Um unverwechselbar zu sein, haben sich viele Gemeinden deshalb irgendwann mal eine offizielle Ergänzung zu ihrem Namen zugelegt. Die beschreibt die geografische Lage des Ortes und gibt zum Beispiel darüber Auskunft, an welchem Fluss er liegt oder welche bekanntere Stadt sich in der Nähe befindet. So können die Bayern ohne Schwierigkeit Garching an der Alz von Garching bei München unterscheiden, genau wie Höchstädt an der Donau von Höchstädt im Fichtelgebirge.

Während Lindau (Bodensee) die geografische Angabe knackig in Klammern abhandelt, setzt die Gemeinde "Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz" auf Ausführlichkeit. Vorgeschrieben ist das alles nicht: Wenn man nach Amberg oder Feldkirchen fahren will, findet das Navi allein in Bayern jeweils zwei verschiedene Ziele ohne amtlichen Zusatz.

Das Städtchen Bischofsheim hat knapp 5000 Einwohner und liegt am Fuße des Kreuzbergs, mit 950 Metern die zweithöchste Erhebung der Rhön. Um es von Bischofsheim im benachbarten Hessen zu unterschieden, trägt der bayerische Erholungsort den Zusatz "an der Rhön". Lange gab es daran nichts auszusetzen, signalisierte der Name doch, dass Bischofsheim direkt am Hauptgebirgsrücken der Rhön liegt. Das machte den Ortsnamen nicht nur unverwechselbar, es hatte einen wünschenswerten Nebeneffekt: Bischofsheim wurde als Ausflugsziel für Wanderer und Skifahrer erkennbar.

Doch diese Assoziation funktioniert aus Sicht der Bischofsheimer heute nicht mehr. Sie haben beobachtet, dass manch einer ihre Stadt irrtümlich am Ufer eines Flusses mit Namen Rhön vermutet. Vor allem aber sei zu wenigen Leuten klar, dass sich Bischofsheim nicht am Rand, sondern im Zentrums des etwa 1500 Quadratkilometer großen Mittelgebirges und Biosphärenreservats befindet. Deshalb hat die Stadt beschlossen, ihren Namenszusatz zu ändern. In der Tourismuswerbung führt sie schon länger die Bezeichnungen Bischofsheim "inmitten der Rhön" und "am Fuße des Kreuzbergs", beim amtlichen Zusatz will man sich mit "Bischofsheim in der Rhön" bescheiden.

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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