Mitten in Bayern :Die SPD und der Söder-Shrek

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Die Sozialdemokraten stellen ihre erstes Plakat für den Landtagswahlkampf vor - und drucken den Ministerpräsidenten von der CSU drauf. Allerdings in einer wenig seriösen Pose

Kolumne von Andreas Glas

Man hätte den Mann im Trachtenjanker gern gefragt, ob das denn stimmt. Ob er wirklich die AfD wählen würde. Aber er ist ja tot, seit bald 30 Jahren. Die Rede ist von Franz Josef Strauß, dem früheren CSU-Ministerpräsidenten, dessen Kopf die AfD im Bundestagswahlkampf 2017 auf ihre Plakate tapezierte. "Franz Josef Strauß würde AfD wählen", stand drauf, plus Ausrufezeichen, klar. Ob diese Behauptung wahr ist, lässt sich ebenso wenig klären wie die Frage, ob sie der AfD Stimmen gebracht hat. Zumindest geschadet scheint ihr das Plakat nicht zu haben, wenn man sich das bayerische AfD-Ergebnis bei der Bundestagswahl anschaut.

Schaden kann's nicht. Das haben sich jetzt auch die Strategen der Bayern-SPD gedacht, die soeben ihr erstes Plakat für den Landtagswahlkampf präsentiert hat. "Franz Josef Strauß würde SPD wählen!", steht drauf. Kleiner Scherz, steht natürlich nicht drauf, wäre dann doch bisschen albern. Vom SPD-Plakat schaut ein anderer CSU-Kopf, der nicht sofort identifizierbar ist. Er ist giftgrün, hat Knubbelnase und Trompetenohren. Es handelt sich um ein Foto aus dem Fasching 2014, als Ministerpräsident Markus Söder noch Finanzminister war und sich zum Comicmonster "Shrek" schminken ließ. "Ach, du Schreck - jetzt regiert er", steht auf dem SPD-Plakat, in Großbuchstaben und, klar, mit Ausrufezeichen. Das Plakat ist auf einem Kleinlaster montiert, mobile Wahlwerbung sozusagen. Ein Running Gag, der nicht rennt, sondern fährt.

Man kann jetzt nörgeln, dass die SPD doch besser den Kopf ihrer eigenen Spitzenkandidatin zeigen sollte, damit Natascha Kohnen bekannter wird. Man kann in der "Shrek"-Nummer aber auch den raffinierten Versuch sehen, Markus Söder mit seiner eigenen Waffe zu schlagen: seiner permanenten fotografischen Selbstdarstellung. Vielleicht ist das Söder-Foto auf dem Plakat jenes Eine-Milliarde-und-erste-Söder-Foto, das es noch gebraucht hat, damit die Leute ihn nicht mehr sehen können - und schon deswegen SPD wählen, um ihren Augen nach der Söder-Abwahl Erholung zu schenken. Übertreiben will es die SPD trotzdem nicht: "Es wird deutlich mehr Plakate mit Kohnen geben als mit Söder", sagt Generalsekretär Uli Grötsch. Das ultimative "Shrek"-Szenario wird also nicht eintreten.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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