Mitten in Bamberg:Alles hat seinen Preis

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Für den Unternehmer Michael Stoschek kostet eine Rundfahrt im Schwimmwagen auf der Regnitz 200 Euro

Von Katja Auer

Ob etwas besonders teuer ist oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters. Und natürlich an seinem Geldbeutel. Eine knusprige Schweinshaxe mit Kloß und Sauerkraut für 15,40 Euro mag einem in Münchner Restaurants sozialisierten Esser also recht preiswert vorkommen, einem mit den Speisekarten fränkischer Landbrauereien vertrauten Genießer erscheint der Preis dagegen geradezu unverschämt hoch, weil er weiß, wo Selbiges für 8,90 Euro zu bekommen ist.

Eine Bootsfahrt auf der Regnitz im bewimpelten Ausflugschiff ist in Bamberg für neun Euro zu haben, eine venezianische Gondel kostet 60 Euro die halbe Stunde. Für einen Ausflug mit einem Amphibienfahrzeug verlangt die Stadt 200 Euro. Zumindest von Unternehmer Michael Stoschek, der das Ordnungsgeld zahlen soll, weil er eine unerlaubte Spritztour mit dem Wehrmachts-Fahrzeug unternommen hat. Das erscheint wohl jemandem teuer, der sich sonst ein Tretboot mietet, aber einem wohlhabenden Unternehmer könnte das der Ausflug schon wert sein. Zumal er in den zwei Jahren zuvor ebenfalls ohne Erlaubnis auf der Regnitz schipperte und dafür gar nichts zahlen musste. Und geradezu läppisch wirkt der Betrag gegen jenen, den das Amtsgericht Coburg von Stoschek forderte, weil er mit einem nicht-genehmigten Klebekennzeichen auf seinem Porsche unterwegs war: 1,65 Millionen Euro. Das ist für einen gewöhnlichen Strafzettel-Sammler eine astronomisch hohe Summe und auch nach Stoscheks Ansicht unangemessen viel, sodass er den Betrag nicht zahlte, sondern es auf einen Prozess ankommen lässt.

Das Gemeinwohl in Coburg haben sich Stoschek und die Firma Brose dagegen einiges kosten lassen. Spenden hier und dort, die das Unternehmen einstellte, als der Stadtrat vor ein paar Jahren keine Max-Brose-Straße beschließen wollte. Aber er hat es im Sommer dann doch getan und den im Nazi-Regime verstrickten Großvater von Stoschek geehrt. Weil der eine Menge Arbeitsplätze geschaffen hat, was zweifellos einiges wert ist, ebenso wie das Wohlgefallen des Enkels. Gekostet hat das den Stadtrat nur ein wenig Sitzungsgeld und seinen Stolz. Das kann man recht günstig finden. Oder einen viel zu hohen Preis.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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