Mitten in Augsburg:Eine Stadt sucht eine Hymne

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Rap, Schnulze oder Chanson: Alles ist erlaubt, sagen die Initiatoren. Aber typisch muss es werden

Kolumne von Christian Rost

Das Lied mit dem Titel "Ja woisch" mag in Schwaben bekannt und erfolgreich gewesen sein, über die Bezirksgrenzen hinaus taugt es aber nicht als Hymne für die Stadt Augsburg. Die Organisatoren des Brechtfestivals und das Büro für Popkultur suchen deshalb in einem Wettbewerb nach einem neuen identitätsstiftenden Song, der ein Rap sein kann, ein Chanson oder eine Schmonzette. Eine Hymne jedenfalls, die sich mit den Besonderheiten der Stadt beschäftigt und ihre Bekanntheit fördert.

Herbert Grönemeyer hat es vorgemacht, wie selbst eine Stadt mit grobem Ruhrpott-Charme so besungen werden kann, dass längst jedermann weiß, was diesen Ort "tief im Westen" ausmacht. Er hat es geschafft, Bochum als liebenswert zu verkaufen. Das ist nun auch die Herausforderung für die Künstler, die in Augsburg noch bis zum 6. Januar eine Aufnahme und musikalische Skizze bei popkultur@augsburg.de einreichen können. Inhaltlich sei alles erlaubt, was zum Thema passe, heißt es in der Ausschreibung: ein Lobgesang an das eigene Viertel, Liebeslieder über die schönen Wälder in der Region, Schmähgedichte über die Kommunalpolitik oder auch andere Themen, die die Stadt prägten und prägen. Genre, Text und Stil seien keine Grenzen gesetzt. Nach einer Vorauswahl entscheidet das Publikum beim Brechtfestival am 23. Februar, wer gewinnt.

Worüber könnte man singen, um Augsburg auf eine Ebene zu hieven mit Bochum oder gar New York, das Frank Sinatra mit "New York, New York" musikalisch unsterblich machte? Oder Scott McKenzie mit seiner Ode an "San Francisco"? Augsburg hat Brecht, die Fugger, Leopold Mozart, die vergangene Tradition der Textilwirtschaft, seine Kanäle und natürlich den FC Augsburg. Themen gibt es also genug, die sich die Künstler vornehmen könnten. Allerdings müssen sie aus Schwaben sein, und an dieser Vorgabe könnte das Projekt am Ende doch wieder scheitern. Schwaben können bekanntlich - auch die bayerischen - alles außer hochdeutsch. Damit nicht wieder eine Regionalhymne herauskommt bei dem Wettbewerb, sollte man sich vielleicht doch auf einen bewährten und weithin bekannten Song einigen: "Eine Insel mit zwei Bergen", das Lummerlandlied der Augsburger Puppenkiste.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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