Mitten in Augsburg:Der Kreistag verbeugt sich

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Dem bayerischen Ministerpräsidenten wird in Augsburg eine besondere Ehre zuteil

Von Christian Rost

Natürlich hätten die Augsburger einfach einen Fresskorb in die Staatskanzlei nach München schicken können. Diese Art der Wertschätzung ist ja gerade wieder in aller Munde. Doch wie bestückt man einen Korb für den Ministerpräsidenten? Im Fall Horst Seehofer vielleicht mit reichlich Obst als Vitaminbomben für eine gute Gesundheit. Andererseits ist das doch etwas zu persönlich. Auch ein kleines Eisenbahnmodell vom Fugger-Express für die Seehofersche Sammlung wäre eigentlich ein nettes Präsent, wenn die unpünktlichen Züge bloß nicht dauernd Ärger verursachen würden. Seehofer könnte das als Anspielung für Versäumnisse des Freistaats in Sachen Bahn verstehen, weshalb sich die Augsburger Kreisräte dann doch für ein konventionelles Dankeschön entschieden haben: Der Ministerpräsident bekommt einen Ring.

Es ist nicht irgendein Ring, sondern der Ehrenring mit Brillant des Landkreises Augsburg. Neben einem kleinen Stein zieren ihn das Ulrichskreuz und die Fugger-Lilie, also das Wappen des Kreises, das Schmuckstück. Bislang erhielten es ausschließlich Kreisräte, die zum Wohl der Region Herausragendes geleistet haben. Um Seehofer die Ehrung zukommen zu lassen, musste der Kreistag eigens seine Satzung ändern. 61 von 70 Mitglieder in dem von der CSU dominierten Gremium stimmten dafür. Die anderen monierten, Seehofer habe doch nur seinen Job gemacht.

Doch die Mehrheit der Kommunalpolitiker ist so glücklich über die Aufwertung des Augsburger Klinikums zur Uniklinik, dass ihnen die Ehrung Seehofers als unausweichlich erscheint. Seit 1962 wurde den Augsburgern eine medizinische Fakultät versprochen, und ein Ministerpräsident nach dem anderen ließ die Antragsteller abtropfen. Erst Seehofer setzte das "Jahrhundertprojekt" durch, das, wie er sagte, "seine Strahlkraft in Schwaben und weit darüber hinaus entfalten wird". Langfristig soll die Fakultät 1500 Medizinstudenten, 100 Professoren sowie 1000 weitere Mitarbeiter umfassen. Ganz nebenbei übernimmt der Freistaat von Stadt und Kreis Augsburg die Trägerschaft für das über viele Jahre defizitäre Klinikum. Und das ist ein Millionengeschenk, das ein kleiner Ring gar nicht aufwiegen kann.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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