Millionendieb verurteilt:Gut gelaunt ins Gefängnis

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Für den Raub von 4,2 Millionen Euro ist Sven Kittelmann zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden - wohl auch, weil er zum Versteck geschwiegen hat.

Andreas Salch

Sein großes Geheimnis nimmt der Millionendieb Sven Kittelmann mit ins Gefängnis: Denn was aus den 3,6 Millionen Euro wurde, mit denen sich der Geldtransportfahrer bei einem spektakulären Coup im Januar vergangenen Jahres aus dem Staub gemacht hatte - dazu sagte der Hobby-Bodybuilder am Montag vor dem Landgericht München II kein Sterbenswörtchen.

Sven Kittelmann muss für den Überfall auf einen Geldtransporter sieben Jahre ins Gefängnis. (Foto: Foto: ddp)

Stattdessen gab sich der Millionendieb, der im April Schleierfahndern bei einer Kontrolle in einem Zug auf der Strecke von Nürnberg nach Dresden ins Netz gegangen war, während der gesamten Verhandlung vor der 2. Strafkammer bestens gelaunt und lächelte viel. Das Gericht verurteilte den 33-Jährigen wegen Diebstahls mit Waffen zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren. Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft gefordert.

Am Abend des 20. Januar 2007 war Kittelmann mit einem Kollegen in einem Geldtransporter auf der A8 von Augsburg Richtung München unterwegs. Im Laderaum befanden sich knapp 4,2 Millionen Euro, es waren die Einnahmen verschiedener Einzelhandelsgeschäfte.

Auf einem stillgelegten Parkplatz zwischen Odelzhausen und Sulzemoos im Landkreis Fürstenfeldbruck hatte Kittelmann, der einen Dienstrevolver trug, seinen Beifahrer aus dem Wagen gelockt und brauste mit der Beute davon. 15 Monate war er auf Flucht.

Bei seiner Festnahme beteuerte der gelernte Maurer aus Thüringen, er habe den größten Teil des Geldes zunächst in einen Leihwagen verstaut, den er zuvor gemietet habe. Anschließend sei er damit auf einen anderen Parkplatz gefahren. Dort habe er sich mit einer Georgierin getroffen und die Beute in deren Pkw verfrachtet.

Sie will der Millionendieb fünf Wochen zuvor kennengelernt haben. Dann sei er mit dem Leihauto nach Frankreich geflüchtet, um sich mit ihr zu treffen. Doch die Frau sei nicht gekommen. Diese abenteuerliche Geschichte nahm ihm der Vorsitzende Richter Martin Rieder nicht ab: "Jedenfalls glauben wir nicht, dass diese Dame existiert."

Bei der Festnahme fanden sich lediglich 34.000 Euro in verschiedenen Währungen bei Kittelmann. Womöglich habe er daran gedacht, das Geld im Ausland anzulegen, meinte ein Sachbearbeiter der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck, die die Ermittlungen geleitet hatte, bei seiner Zeugenaussage.

Der Diebstahl der Millionen war für den 33-Jährigen kein Problem. Die Sicherheitsvorschriften sind "ziemlich lax gehandhabt worden", sagte der Fahnder der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck. Zwar sei in der Zentrale der Werttransportfirma in Kassel Alarm ausgelöst worden.

Doch den habe niemand bemerkt. Aufgrund von Sparmaßnahmen sei die Zentrale am Wochenende nicht besetzt. Kittelmann stahl das Geld an einem Samstag. Der ehemalige Kollege des 33-Jährigen räumte vor Gericht ein, dass er und der Millionendieb an jenem Tag auf der Fahrt in ihrem Geldtransporter italienischen Wein getrunken hätten.

Außerdem hatte Kittelmann einen Schlüssel, den er laut Sicherheitsvorschriften gar nicht hätte haben dürfen. Mit ihm stellte er die GPS-Überwachung des Geldtransporters durch die Firmenleitung ab.

"Sie sollten sich nicht zu früh freuen, mit diesem Geld werden Sie nicht glücklich, das kann ich Ihnen jetzt schon versichern", sagte der Richter zum Millionendieb. Nach der Haftentlassung würden sich ihm die Ermittler an die Fersen heften. Der Verurteilte lächelte gut gelaunt.

© SZ vom 26.8.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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