Mehr Platz für Häftlinge:Bamberg sucht neuen Standort für Gefängnis

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Bamberg will für 80 Millionen Euro ein neues Gefängnis bauen. Schon jetzt wird diskutiert, was aus der alten Haftanstalt in der Innenstadt werden soll. Ein Hotel vielleicht? Einige Anwohner würden die JVA aber gerne als Nachbarn behalten.

Von Katja Auer, Bamberg

Der barocke Bau mitten in der Bamberger Altstadt liegt genau entlang der üblichen Touristen-Route. Vom Gehweg an der Regnitz, der direkt an den gelben Mauern vorbeiführt, ist der Blick auf die malerische ehemalige Fischersiedlung Klein-Venedig besonders schön. Genau das ist das Problem.

Und dass gleich nebenan Leute wohnen, weil das Bamberger Gefängnis eben mitten im Weltkulturerbe liegt. Deswegen ist Milchglas in den Fenstern und Lochblech davor, Netze hängen über den Mauern im Hof. Denn die zentrale Lage lässt die Leute recht nah an die Häftlinge herankommen. Auch solche, die schon versucht hätten, Drogen oder Handys in den Hof zu werfen oder mit den Gefangenen durch die Fenster im Erdgeschoss Kontakt aufzunehmen, sagt Anstaltsleiter Ulrich Mann.

Mehr als doppelt so viele Haftplätze wie bisher

Deswegen, und weil der 1754 errichtete Barockbau zwar hübsch anzuschauen, aber für den modernen Strafvollzug längst nicht mehr zeitgemäß und außerdem sanierungsbedürftig ist, soll in Bamberg eine neue Justizvollzugsanstalt gebaut werden. Ein Grundstück wird nun gesucht, am Montag diskutierten Vertreter von Stadt, Freistaat und JVA über mögliche Standorte. Das Konversionsgelände im Osten der Stadt, von dem Ende der Woche die letzten amerikanischen Soldaten abziehen, wäre eine Option. "Aber kein Dogma", sagt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD).

Das neue Gefängnis soll statt der bisher gut 200 mehr als 400 Haftplätze haben. Mit der Möglichkeit, auf etwas 600 aufzustocken. Außerdem soll die Anstalt spezielle Abteilungen mit überregionaler Bedeutung bekommen. Eine geriatrische etwa und eine für pflegebedürftige Gefangene. "Es kommt vor, dass Häftlinge in der JVA pflegebedürftig sind oder werden", sagt Ulrich Mann. Bislang gebe es in Bayern keine solchen Plätze. Auch Dialyse-Patienten sollen untergebracht werden können ebenso wie psychisch auffällige Inhaftierte.

Die Bewohner sind ruhig und brauchen keine Parkplätze

Das Justizministerium hat dem Vorhaben die höchste Dringlichkeit eingeräumt, schon in den nächsten Doppelhaushalt soll dafür Geld eingestellt werden. Dennoch wird es wohl etwa zehn Jahre dauern, bis das Gefängnis, das etwa 80 Millionen Euro kosten soll, bezugsfertig ist.

Schon jetzt wird in der Stadt diskutiert, was dann aus dem Altbau werden könnte, der in Bamberg Café Sandbad genannt wird. Die ständig expandierende Otto-Friedrich-Universität soll Interesse angemeldet haben, Oberbürgermeister Starke kann sich aber auch eine staatliche Behörde in dem Gebäude vorstellen, das dem Freistaat gehört.

Im Sandgebiet, wo rund um das Gefängnis jedes Jahr im August die Sandkerwa stattfindet, würde der eine oder andere Nachbar am liebsten die JVA behalten. Denn deren Bewohner sind ruhig und brauchen keine Parkplätze. Sollte in dem Bau beispielsweise ein Hotel entstehen, wie es auch im Gespräch war, könnte es vorbei sein mit der Ruhe in der Stadt, die von immer mehr Touristen besucht wird. Was tatsächlich aus dem Café Sandbad wird, sei noch nicht absehbar, sagt Starke. Bis dahin werden die Insassen, die bis zu zwei Jahre Haft absitzen, noch einige Male die Sandkerwa aus den vergitterten Fenstern beobachten müssen.

© SZ vom 09.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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