Medien:Verband: Gratis Fotos von Politikern schaden Demokratie

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München (dpa) - Die kostenlose Weitergabe von Fotos nach Terminen mit Ministerpräsident Markus Söder an Medien schadet nach Ansicht des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) der Pressefreiheit. „Wenn immer häufiger von der Bayerischen Staatskanzlei kostenlos bereitgestellte Fotos in der aktuellen Berichterstattung verwendet werden, wird das legitime und notwendige Maß der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dokumentation überschritten“, sagte der BJV-Vorsitzende Harald Stocker am Mittwoch in München. Es schade der Demokratie, wenn Fotos nicht mehr von unabhängigen Fotografen erstellt würden. Stocker forderte die Staatskanzlei auf, die kostenlose Vergabe der Bilder „baldmöglichst zu beenden“.

Am Dienstag hatte die Staatskanzlei infolge einer Berichterstattung der Deutschen Presse-Agentur zu den massiv gestiegenen Fotohonorarkosten unter anderem erklärt, die Fotos würden über die Mediathek auch Medien und anderen Ressorts zur Verfügung gestellt. Dies sei - so Söder - Teil einer Kommunikationsstrategie, die das Regierungshandeln darstellen und zeigen sollten, auch wenn Medien keine eigenen Fotografen zu Terminen entsenden würden.

2022 lagen die Honorar-Kosten für freie Fotografen in der Staatskanzlei bei 178.618,13 Euro, für das laufende Jahr bezifferte die Staatskanzlei die Ausgaben bis zum 8. Mai auf 75.726,73 Euro. Zum Vergleich: Im letzten Amtsjahr von Horst Seehofer betrugen die Kosten nur 10.891,47 Euro. Zudem verfügt die Staatskanzlei inzwischen auch über einen eigenen festangestellten Fotografen.

„Kostenlose Fotos schädigen auch das Geschäftsmodell von freien Foto-Journalistinnen und Foto-Journalisten“, sagte der Vorsitzende der BJV-Fachgruppe Bild, Ferdinand Dörfler-Farthofer. Wenn bei Terminen der Staatskanzlei und anderer Ministerien zu erwarten sei, dass kostenloses Bildmaterial für die Redaktionen erhältlich sei, würden diese überhaupt keine Fotografinnen und Fotografen mehr zu den Terminen schicken. „So entsteht keine Pluralität. Damit schadet die Staatskanzlei der Pressefreiheit.“ Der Verband bemängelte auch die intransparente Vergabe der Fotoaufträge.

© dpa-infocom, dpa:230802-99-667183/2

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