Markus Söder:Hauptsache Minister

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Wie sich Markus Söder seinen neuen Posten im Kabinett schönredet - und was seine eher unbekannte Nachfolgerin Christine Haderthauer für das Parteiamt qualifiziert.

Peter Fahrenholz

Markus Söder musste anfangs ziemlich schlucken. Der CSU-Generalsekretär ist zwar ins Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Günther Beckstein aufgerückt, aber so hatte er sich die Sache eigentlich nicht vorgestellt. Wirtschaftsminister wäre Söder am liebsten geworden, oder zumindest Umweltminister.

Ein eigenes Haus führen, das wäre ein klarer Karrieresprung gewesen. Jetzt ist er in der Staatskanzlei gelandet, aber nicht etwa als deren Leiter, sondern als Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten. Da liegt man eng an der Leine des jeweiligen Ministerpräsidenten.

Zudem sind die personellen Rahmenbedingungen, unter denen Söder künftig arbeiten muss, delikat. Denn sowohl der Berliner CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer, als auch der CSU-Statthalter im Europaparlament, Markus Ferber, gelten als ausgewiesene Söder-Feinde. Was aus diversen Hintergrundrunden beider Herren gestreut wird, lässt sich auf den Nenner bringen, dass beide Söder für einen aalglatten Dampfplauderer halten.

Außerdem muss Söder auch noch mit dem langjährigen Stoiber-Intimus Martin Neumeyer leben, der sein Amtschef ist. Beide verbindet eine ausgeprägte gegenseitige Abneigung, die aus der eifersüchtigen Konkurrenz der Stoiber-Jahre herrührt, als beide um den engsten Draht zum Chef buhlten. "Das ist eine Degradierung", heißt es denn auch in führenden CSU-Kreisen über Söder.

Doch Söder wäre nicht der wendige Karrierepolitiker, als der er vielen in der CSU suspekt ist, wenn er sich sein neues Amt nach dem ersten Schrecken nicht sofort schönreden würde. "Bei näherer Betrachtung freut er sich sehr stark", heißt es im Söder-Lager.

Schon ist davon die Rede, Söder sei in seiner neuen Funktion ja quasi der "bayerische Außenminister" und zugleich eine Art Aufpasser von Ministerpräsident Beckstein für die Berliner Parteifreunde. Dass er in der Hierarchie des Kabinetts nicht so weit vorne gelandet ist wie erhofft, soll Söder nach der Devise "Minister ist Minister" rasch verschmerzt haben.

In der CSU hatten Generalsekretäre immer eine eminent wichtige, aber nicht immer völlig eindeutige Rolle. Man kann in dieser Funktion nämlich mehr General oder mehr Sekretär sein. Söder hat sich unter Stoiber eindeutig als General gefühlt, mit zuständig für die großen Linien der CSU-Politik.

Er hat maßgeblich am Wahlprogramm der Union für die Bundestagswahl 2005 mitgewirkt, wenngleich er hinterher, als die Sache doch ziemlich schiefgegangen war, seinen Beitrag daran eher kleingeredet. Wegen seiner kaum zu übertreffenden Stoiber-Nähe hat Söder jedenfalls in der CSU durchaus Einfluss gehabt.

Das traut seiner überraschend berufenen Nachfolgerin Christine Haderthauer kaum einer zu, jedenfalls im Moment. Die 44-jährige Landtagsabgeordnete aus Ingolstadt gilt zwar als äußerst ehrgeizig, ist aber vor allem bundespolitisch ein völlig unbeschriebenes Blatt. Schon wird in der CSU gestichelt, der neue Parteichef Erwin Huber habe sich mit Haderthauer klar für das Modell "Sekretärin" entschieden.

Huber, so heißt es, habe ganz bewusst eine Landespolitikerin gewollt, um die bundespolitische Bühne, auf der er fürs Erste Gastspiele von München aus geben muss, nicht auch noch mit jemand anderem teilen zu müssen. Huber gehe mit dieser Berufung "erhebliche Risiken" ein, heißt es in der CSU-Spitze. Zwar war auch Edmund Stoiber ein unbekannter Landtags-Hinterbänkler, als ihn Franz Josef Strauß 1978 zum Generalsekretär berief, aber damals war die Lage völlig anders: Strauß selbst verkörperte das bundespolitische Gewicht der CSU und betrachtete quasi die ganze Welt als sein Wirkungsfeld.

Das neue Tandem Beckstein/Huber hingegen hat von parteiinternen Lästerzungen bereits den Spitznamen "die Brüder Kaczynski" verpasst bekommen."Was die beiden am dringendsten brauchen, ist ein Stück Entprovinzialisierung", sagt ein erfahrener CSU-Stratege. Die neue Generalsekretärin verkörpert eher das Gegenteil.

© SZ vom 16.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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