Machtwechsel bei der CSU:Die neue Macht hat einen Namen

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Wer glaubt, auf dem CSU-Parteitag war von Anfang an alles klar, der irrt. Zwar sind die Ergebnisse so ausgefallen wie erwartet. Doch darüber hinaus ist klar geworden, wer künftig in der Partei die Fäden in der Hand hält.

Birgit Kruse

Eigentlich hätte man meinen können, es ist schon von vornherein klar, was auf dem Parteitag alles passieren wird: Günther Beckstein wird zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 nominiert, Erwin Huber wird CSU-Chef und Gabriele Pauli mischt den Laden zwischendurch noch ein bisschen auf.

Doch der 72. Parteitag der CSU hatte weitaus mehr zu bieten als das Erwartbare. Die Reden von Günther Beckstein und Erwin Huber haben einen Blick in die Zukunft der Partei gewährt. Nicht in erster Linie inhaltlich, über die Richtung sind sich die beiden einig.

Vielmehr ist klar geworden, wer bei dem Tandem Beckstein/Huber wo sitzen wird: Während ein Ministerpräsident Beckstein künftig vorne den Lenker in der Hand hat und die Route plant, wird Huber als Parteichef der sein, der hinter ihm strampeln muss.

Jetzt geht es darum, den richtigen Kurs aufzunehmen. Es ist an Günther Beckstein und Erwin Huber, die beide für die Ära Stoiber stehen, die Partei fit zu machen für den Wahlkampf-Marathon der nächsten Jahre. Zwei Dinge werden hier wichtig werden. Zum einen ist es an Günther Beckstein, sein Kabinett so zu berufen, dass der schwelende Unmut in der Fraktion besänftigt wird, und gleichzeitig ein 50-Plus-X-Ergebnis für die nächsten Landtagswahlen zu sichern.

Zum anderen muss Erwin Huber als Parteivorsitzender in Berlin deutlich machen, dass ohne die Bayern in Berlin nichts läuft. Doch eben diese Aufgabe könnte für Huber zu einer großen Herauforderung werden. Im Gegensatz zu Horst Seehofer hat Huber kein Amt in Berlin und strebt ein solches in nächster Zeit auch nicht an.

Und noch etwas ist heute klar geworden. Die Partei scheint Horst Seehofer seine privaten Eskapaden verziehen und sich daran erinnert zu haben, welche wichtige Rolle das bundespolitische Schwergewicht in der CSU spielt. Das zeigt das sehr gute Wahlergebnis von 91,81 Prozent zum stellvertretenden Parteivorsitzenden. Denn selbst eine Partei wie die konservative CSU braucht Querdenker, Neinsager, brillante Redner und Charismatiker.

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