Landespolitik:Weiterwursteln im Homeland

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Eines ist bei der Neubesetzung der wichtigen politischen Positionen im Kabinett und in der CSU klar erkennbar: Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen gilt der Regional- und Geschlechterproporz weiterhin mehr als Fachkompetenz.

Sebastian Beck

Mit großer Geradlinigkeit und Entschlossenheit marschiert die CSU in die politische Provinz zurück. War schon die Wahl von Erwin Huber zum Parteivorsitzenden mit dem Makel behaftet, dass er nur als Landesminister agiert, so setzt er mit der Berufung von Christine Haderthauer zur CSU-Generalsekretärin nun eins drauf: Ihr Aktionsradius beschränkte sich bisher auf den Raum Ingolstadt, selbst im Landtag spielte sie eine untergeordnete Rolle.

Christine Haderthauer: CSU-Parteivorsitzender Huber hat die 44-Jährige zur Generalsekretärin gekürt. (Foto: Foto: ddp)

Aber sie ist eine Frau und mit 44 Jahren vergleichsweise jung. Deshalb soll sie jetzt die CSU in ganz Deutschland vertreten. In der Partei wurde er vor dieser krassen Fehlentscheidung gewarnt.

Doch Huber verwechselt die CSU-Bundespartei offenbar mit seinem CSU-Bezirksverband Niederbayern, wo es letztlich egal ist, wer antritt, weil die Schwarzen sowieso immer gewinnen.

In dieses Bild passt auch Becksteins Kabinett. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen gilt der Regional- und Geschlechterproporz weiterhin mehr als Fachkompetenz. Daher ist der Wirtschafts- und Finanzexperte Otmar Bernhard zum Umwelt- und Verbraucherminister aufgestiegen, obwohl schon seine Berufung zum Umweltstaatssekretär im Jahr 2005 nur einen einzigen Grund hatte: Er kommt aus München. Weil er immer noch dort wohnt und der Münchner Kurt Faltlhauser aus dem Kabinett ausgeschieden ist, rückt Bernhard zum Minister auf.

Ein Schwabe und keine Frau

So einfach ist das, und so grotesk. Oder Emilia Müller: Den CSU-Bezirksvorsitz in der Oberpfalz hat ihr die Partei nicht zugetraut. Jetzt aber soll sie das Wirtschaftsministerium leiten. Ein Ressort, das ausschließlich von den Kontakten des Ministers zu den Unternehmen lebt. Diese Kontakte hat sich der CSU-Wirtschaftsexperte Franz Pschierer in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut.

Dumm nur, dass er Schwabe ist und keine Frau. Deshalb wird es vorerst nichts mit seiner Karriere. Aber vielleicht wird Pschierer ja irgendwann mal Kultusstaatssekretär, wenn das Proporzsystem gerade einen Mann aus Schwaben benötigt, der von Schulpolitik keine Ahnung hat.

Günther Becksteins Kabinett ist noch nicht einmal vereidigt, aber schon jetzt reformbedürftig. Von Aufbruchstimmung ist nichts zu merken, die Botschaft lautet vielmehr: Wir wursteln weiter bis zur Landtagswahl - im Homeland der CSU.

© SZ vom 16.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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