Lärmkarten:Wo Bayern viel zu laut ist

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Die Fakten kommen jetzt auf den Tisch: Nach jahrelangen Debatten veröffentlicht das Landesamt für Umwelt im Internet Karten über die Lärmbelastung im Freistaat.

Kassian Stroh

Wie beim Feinstaub, so ist es auch beim Straßen- und Fluglärm zu beobachten: Die Europäische Union hat der Staatsregierung beim Kampf gegen gesundheitsschädliche Emissionen Beine gemacht. Seit 2002 liegt die "EU-Richtlinie über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm" vor. Lange hatte sich die CSU gegen diese gesträubt - doch nach fünf Jahren ist nun ein erster, wichtiger Schritt der Umsetzung getan.

Der Erstellung dieses Lärmkatasters ging viel politischer Streit voraus. Lange sträubte sich die bayerische Staatsregierung - trotz des Drucks der Landtagsopposition. (Foto: Foto: ddp)

Im Internet hat das Landesamt für Umwelt (LfU) jetzt sein "Lärmbelastungskataster Bayern" veröffentlicht (www.umgebungslaerm.bayern.de).

Für alle Gemeinden lassen sich Karten abrufen, die die Belastung entlang großer Straßen und rund um die Flughäfen München und Nürnberg zeigen.

Zwei Drittel der Deutschen fühlen sich laut LfU von Lärm belästigt. Zudem belegen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Lärm krank macht. Deshalb hat die EU in besagter Richtlinie ihre Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, für Ballungsräume, Hauptverkehrsstraßen, Eisenbahnstrecken und Großflughäfen Lärmkarten zu erstellen. Sie sollten eigentlich schon Ende Juni 2007 vorliegen.

Auf dieser Grundlage sollen dann bis Juli kommenden Jahres Aktionspläne für diejenigen Gebiete entstehen, "in denen das Ausmaß der Belastung gesundheitsschädliche Auswirkungen haben kann".

In einem ersten Schritt sind in den bayerischen Karten die Flughäfen München und Nürnberg enthalten sowie jene Straßen, über die täglich mehr als 16.400 Autos rollen. Das sind die Autobahnen und etwa ein Sechstel der Bundesstraßen mit einer Gesamtlänge von etwa 3000 Kilometern. Der Lärm an Zugstrecken mit mehr als 164 Zügen am Tag wird eigens ermittelt.

In den Karten ist für jede betroffene Gemeinde die Lärmbelastung graphisch dargestellt - und zwar mit zwei Werten: einem über 24 Stunden gemittelten Tageswert und einem für die Lärmbelastung in der Nacht. Auch lässt sich abrufen, wie viele Menschen in den jeweiligen Kommunen vom Lärm betroffen sind.

Die Karten basieren auf einer ganzen Reihe von Daten: die Art der Bebauung etwa, mögliche Lärmschutzeinrichtungen, die Art des Straßenbelags, die Geschwindigkeit der Autos an den jeweiligen Stellen - und natürlich die Daten der Verkehrszählung.

Der Erstellung dieses Lärmkatasters ging viel politischer Streit voraus. 2005 steckte die Umsetzung der EU-Richtlinie im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat fest - auch weil sich die bayerische Staatsregierung trotz des Drucks der Landtagsopposition lange sträubte.

Obwohl seit Juni 2005 nun das entsprechende Bundesgesetz in Kraft ist, ist die CSU nach wie vor der Auffassung, dass die "Bekämpfung von Umgebungslärm" nicht Sache der EU sei, wie im Juni 2006 die damalige Europaministerin Emilia Müller sagte.

Im neuen Lärmkataster nicht enthalten sind die Ballungsräume München, Nürnberg und Augsburg. Sie erstellen eigene Lärmkarten - bislang hat dies erst Augsburg getan. Die Kartierung für die Bahnstrecken legt das Eisenbahn-Bundesamt im Frühjahr vor. In einer zweiten Stufe müssen bis Ende 2012 auch Lärmkarten für Würzburg, Regensburg, Ingolstadt, Fürth und Erlangen aufgestellt werden.

Bis dahin muss das LfU in das Lärmkataster auch weniger befahrene Hauptverkehrsstraßen aufnehmen - im Umfang von weiteren 4100 Kilometern.

© SZ vom 03.01.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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