Der Freistaat Bayern erhält Kriegsbeute aus den USA zurück. Der Bildteppich stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist vermutlich kurz nach 1500 in Flandern entstanden. Die Tapisserie mit der Darstellung einer höfischen Gesellschaft wurde 1945 von einem US-Offizier der 101. Airborne Division in die Vereinigten Staaten gebracht, teilte das Bayerische Nationalmuseum am Dienstag in München mit. Er hatte sie aus dem zwischen 1937 und 1938 von der NSDAP zu repräsentativen Zwecken erbauten Kehlsteinhaus auf dem Obersalzberg mitgenommen. Dort gehörte der Bildteppich laut Experten des Nationalmuseums zur Ausstattung des Scharitzkehlzimmers.
Der Architekt Heinrich Michaelis war damals für die Einrichtung des Kehlsteinhauses verantwortlich und hatte den Bildteppich im September 1938 in der Münchner Kunsthandlung L. Bernheimer KG für 24 000 Reichsmark gekauft. Aber schon bevor Michaelis die flämische Tapisserie kaufte, sei diese in der sogenannten Reichsliste, dem damaligen Verzeichnis national wertvoller Kulturgüter, geführt worden.
71 Jahre nachdem der US-amerikanische Besatzungsoffizier den Wandteppich mit zurück in seine Heimat nahm, übergab dessen Tochter Cathy Hinz das Stück dem National World War II Museum in New Orleans. Das Museum im Bundesstaat Louisiana ist seit 2003 die offizielle amerikanische Sammlung für Objekte und Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg und es gibt die Tapisserie am Freitag offiziell an Bayern zurück. Der flämische Teppich ist das siebte von US-Soldaten aus Deutschland in ihre Heimat verbrachte Objekt, das auf Veranlassung der Monuments Men Foundation an deutsche Museen zurückgegeben werde. Gründer dieser Institution ist der Amerikaner Robert M. Edsel. Er schrieb auch das Buch "The Monuments Men", das dem Schauspieler und Regisseur George Clooney 2014 als Grundlage für seinen gleichnamigen Film diente.