Kratzers Wortschatz:Ein Gnack wie ein Stier

Eine Köstlichkeit in Zeiten, als es keine Supermärkte und Kühltruhen gab: Kletzen. Beim Essen kann man sich sicher nicht das Gnack brechen

Kletzen

Die "Wiesn-Gschichtn", die der Sender München TV ausgestrahlt hat, waren gemütlich und unterhaltsam. Ein Beitrag über einen Dialektverein hat allerdings zur Verwirrung beigetragen. Als der Reporter von einem Vereinsmitglied Dialektwörter erklärt haben wollte, etwa den Begriff Ochsenaugen, beteuerte der gute Mann zwar ständig, dass diesen Ausdruck fast keiner mehr kenne, er hingegen schon, aber er übersetzte ihn partout nicht. Beim Wort Kletzen rückte er zwar mit einer Definition heraus, wobei er dem Reporter aber etwas eigenwillig erklärte, das seien getrocknete Pflaumen. Nach allgemeinem Verständnis sind Kletzen getrocknete oder gedörrte Birnen. Eine Köstlichkeit in Zeiten, als es keine Supermärkte und Kühltruhen gab. Kinder, die früher im Advent als Kletzenklopfer vor der Tür standen und ein Lied sangen, erhielten Kletzen als Belohnung. In das heute noch begehrte Kletzenbrot wird außer Birnen auch anderes gedörrtes Obst hineingegeben. Der Begriff Kletzen (Gläzn) wird zudem als Schimpfwort für einen komischen oder langweiligen Menschen verwendet. Eine Steigerung ist das Wort Kletzenbeni (Gläznbene).

Gnack

Es sei ihm was ins Gnack neigschossen, jammerte neulich ein Kollege. Ihm gebührt unser Mitgefühl, aber auch der Dank, dieses alte Wort weiterleben zu lassen. Gnack ist das Genick, der Nacken. Es drückt Anerkennung aus ("der hat a Gnack wia a Stier"), aber auch Tragik ("der hat sich 's Gnack brocha!"). Ein sturer und geiziger Mensch wird ebenfalls als Gnack bezeichnet. "Dem seine Frau, ein solches Gnack!" Das klingt wenig schmeichelhaft.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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