Konstantin Wecker:NPD erstattet Anzeige

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Weil Liedermacher Konstantin Wecker auf einem Konzert im Chor mit dem Publikum "Die NPD ist ein braunes Pack und eine Verbrecherbande" gesungen hat, erstattet die NPD Anzeige.

Olaf Przybilla

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Liedermacher Konstantin Wecker eingeleitet. Wecker hatte am 12. November in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle rund 1200 Besucher eines Konzertes dazu aufgefordert, den Satz "Die NPD ist ein braunes Pack und eine Verbrecherbande" im Chor nachzusprechen.

Konstantin Wecker zeigt sich solidarisch mit dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg (Foto: Foto: AP)

Augenzeugen zufolge sollen sich viele der Zuhörer dieser Aufforderung angeschlossen haben. Der NPD-Landesvorsitzende Ralf Ollert hat Wecker deshalb wegen Beleidigung angezeigt. Die Anzeige richtet sich auch gegen "unbekannte Personen", also jene Besucher, die den Satz nachgesagt haben sollen.

Eine Rechtsprüfung soll nun klären, ob der Satz einen Straftatbestand darstelle, erklärte ein Justizsprecher. Der Ausspruch geht auf den 84 Jahre alten Nürnberger Stadtrat Arno Hamburger zurück.

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg war daraufhin von der NPD angezeigt worden und hatte angekündigt, eine eventuelle Geldstrafe wegen Beleidigung keinesfalls zu bezahlen. "Eher gehe ich ins Gefängnis", so Hamburger, gegen den die Staatsanwaltschaft ebenfalls ermittelt.

Wecker hatte erklärt, die Konzertbesucher aus Solidarität mit Hamburger zum Aufsagen des Satzes animiert zu haben. Hamburger war bei dem Konzert als Ehrengast anwesend. "Wir wollen es der Staatsanwaltschaft schwer machen", begründete Wecker seine Aktion. Der Liedermacher hat bereits angekündigt, dem Nürnberger Stadtrat "notfalls ins Gefängnis" zu folgen.

Schließlich stamme das Wort von den "Verbrechern" von einem Mann, der einen Teil seiner Familie in NS-Vernichtungslagern verloren habe. Wecker erwartet, dass sich viele Konzertbesucher freiwillig bei der Staatsanwaltschaft melden. "Ich bin mir sicher, dass aus Solidarität viele Selbstanzeigen folgen", sagte der 60-Jährige der SZ. In einer Anzeige in der Lokalpresse hatten sich am Wochenende mehrere gesellschaftliche Kräfte Nürnbergs mit Hamburger und Wecker solidarisiert, darunter Kirchen, Gewerkschaften und die Handelskammer.

© SZ vom 20.11.2007/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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