Kommunalwahl 2008:Bayern grünt

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Die Grünen sind die eigentlichen Gewinner der Kommunalwahl. Dabei hatte die Partei selbst mit derartigen Zuwächsen gar nicht gerechnet. Landtagsfraktionschef Dürr zeigte sich "positiv geschockt".

Katja Auer

Es wird viel analysiert an diesem Montag, Vertreter von CSU und SPD erklären, warum sie die eigentlichen Gewinner der Kommunalwahl sind, und Hubert Aiwanger, der Landeschef der Freien Wähler, prägt den schönen Satz: "Jeder will irgendwie gewonnen haben - zumindest will keiner zugeben, verloren zu haben."

"Positiv geschockt": Fraktionschef Sepp Dürr (Foto: Foto: dpa)

Nur eine Partei verhält sich recht still, es gibt keine Pressekonferenz und Jubel nur auf Nachfrage. Dabei zeigt sich schon nach den ersten Ergebnissen der Stadtrats- und Kreistagswahlen, dass die Grünen die eigentlichen Gewinner der Kommunalwahl sind. Doch sie wollen ganz sicher gehen, erst am Mittwoch, wenn alle Ergebnisse endgültig feststehen, soll es eine Pressekonferenz geben.

"Ich bin positiv geschockt", sagt Grünen-Landtagsfraktionschef Sepp Dürr. Mit derartigen Zuwächsen in ganz Bayern hatte er nicht gerechnet. Die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper erklärt das Wahlziel von 1000 plus X Mandate für erreicht und hofft auf ein Landeswahlergebnis von knapp neun Prozent.

2002 nur 6,3 Prozent für Grüne

Bei den Kommunalwahlen 2002 erreichten die Grünen - unter Einberechnung der Grünen Alternativen Listen - nur 6,3 Prozent und blieben deutlich hinter den freien Wählergruppen als drittstärkste Kraft zurück. Bislang hatten die Grünen 700 Mandate in den Kommunalparlamenten.

Am Tag nach der Wahl sieht es nun so aus, als seien sie die einzige Partei, die nirgends Stimmen verloren, sondern flächendeckend gewonnen hat. Nicht nur in Freising, wo der Landtagsabgeordnete Christian Magerl in einer Stichwahl am 16. März sogar die Chance hat, der erste Grünen-Landrat in Bayern zu werden.

Zweimal haben es Bürgermeister-Kandidaten der Grünen in Mittelfranken in die Stichwahl geschafft: In Feuchtwangen erreichte Martin Stümpfig 29,7 Prozent und tritt gegen den CSU-Bewerber Patrick Ruh (44,4 Prozent) an. In Lauf an der Pegnitz fordert Benedikt Bisping (27,7) den CSU-Mann Rainer Deuerlein (30,6) heraus. In Markt Berolzheim gewann Fritz Hörner für die Grünen.

Im niederbayerischen Furth haben die Wähler den Grünen-Bürgermeister Dieter Gewies mit einem Traumergebnis in die dritte Amtszeit geschickt. Er wurde ohne Gegenkandidaten mit 93 Prozent bestätigt. In Kempten musste sich OB-Herausforderer Thomas Hartmann zwar geschlagen geben, dennoch erhielt er mehr als 30 Prozent.

Auch in den Stadt- und Gemeinderäten haben die Grünen nach ersten Ergebnissen kräftig zugelegt. In Landshut wird die Partei mit 17,0 Prozent zweitstärkste Kraft nach der CSU, und auch in Utting am Ammersee lassen die Grünen die SPD hinter sich.

Im Würzburger Stadtrat sind die Grünen mit 17,4 Prozent gleichauf mit der SPD, ebenso im Kreistag von Landsberg am Lech mit 13,5 Prozent. In Bamberg erreichten die Grünen 16 Prozent. Vielerorts können sie zweistellige Ergebnisse verzeichnen - was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre.

"Unser Ergebnis zeigt, dass die politische Landschaft in Bewegung kommt", sagt Dürr. Grüne Ideen hätten sich zwar schon längst durchgesetzt - auch in der Politik der CSU -, nun aber kämen auch die Personen endlich zum Zug.

Die Zuwächse auf dem Land beweisen für Dürr: "Wir sind keine Großstadtpartei, wir sind eine moderne Bayernpartei." Auch Theresa Schopper hofft nun darauf, im Herbst die absolute Mehrheit der CSU brechen zu können. "Das Gesetz des ewigen Alleinherrschens ist vorbei", sagt sie.

© SZ vom 04.03.2008/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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