Kommentar:Pures Selbstlob

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Der neue Sozialbericht liest sich wie das Wahlprogramm der CSU. Probleme sind so verklausuliert, dass sie schwer zu finden sind. Das mag im Wahlkampf schön klingen. Für eine Lösung ist es zu wenig

Von Katja Auer

Der aktuelle Bericht zur sozialen Lage in Bayern kommt zur richtigen Zeit. Die Bundestagswahl steht an, nächstes Jahr die Landtagswahl, da kann die Staatsregierung hübsch glänzen mit ihren schönen Zahlen. "Die soziale Lage in Bayern ist so gut wie nie zuvor", schreibt Sozialministerin Emilia Müller und präsentiert eine Statistik um die andere, die das belegen soll: Das Bruttoinlandsprodukt im Freistaat ist viel stärker gestiegen als in den anderen Bundesländern, das Nettovermögen der privaten Haushalte ist im Bundesvergleich am höchsten, die sogenannte Armutsgefährdungsquote am niedrigsten.

Nun liegt es in der Natur der Sache, dass eine Staatsregierung lieber ihre Erfolge kundtut, als auf Schwachstellen hinzuweisen. Und so klingt der Sozialbericht über weite Teile eher nach dem Wahlprogramm der CSU als nach einer faktenbasierten Darstellung der aktuellen Situation. Die Superlative häufen sich und das nur, so suggeriert es die 541 Seiten dicke Auflistung, weil die Staatsregierung so gute Arbeit macht.

Zweifellos ist die Lage in Bayern besser als anderswo, allerdings längst nicht für alle, und wer das herausfinden will, der muss ordentlich blättern im Sozialbericht. Dann stellt sich heraus, dass das Armutsrisiko in Bayern sogar gestiegen ist in den vergangenen Jahren und dass ältere Menschen im Freistaat stärker von Armut bedroht sind als im Bundesdurchschnitt. Eine beeindruckende Kurve entsteht aus der Zahl der Kindertageseinrichtungen, die in den vergangenen zehn Jahren massiv gestiegen ist - ausgehend allerdings von einem recht niedrigen Wert, was die Notwendigkeit von Betreuungsangeboten belegt. Im Vergleich werden im Freistaat immer noch weniger kleine Kinder betreut als im Bundesdurchschnitt.

Schönfärberei nennt das schon die Opposition, tatsächlich ist die Darstellung der weniger schönen Zahlen mindestens verklausuliert. Für den Wahlkampf vielleicht brauchbar, für echte Lösungen nicht. Dafür wird es etwas mehr brauchen als pures Selbstlob.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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