Königssee:Es ist Gold, was glänzt

Lesezeit: 2 min

Goldstück: Der 500-Gramm-Barren, den eine Jugendliche aus dem See tauchte, ist rund 16 000 Euro wert. (Foto: Polizei)

16-Jährige findet 500-Gramm-Barren beim Baden im Königssee

Von Heiner Effern, Königssee

Ein 16 Jahre altes Mädchen hat beim Schwimmen im Königssee einen 500 Gramm schweren Goldbarren gefunden. In Ufernähe sah sie laut Polizeibericht am Seegrund ein Glitzern, tauchte hinab und holte den Schatz nach oben. Er ist etwa 6,5 Zentimeter lang, drei Zentimeter breit und einen Zentimeter dick. Die Urlauberin aus Nordrhein-Westfalen gab das Gold als ehrliche Finderin bei der Polizei in Berchtesgaden ab. Es ist gut 16 000 Euro wert und stammt womöglich aus einer Straftat. Denn die Nummer am unteren Ende des Barrens, die einen Hinweis auf den Eigentümer gibt, wurde entfernt.

Das Mädchen hatte den Goldbarren schon am vergangenen Freitag entdeckt. Doch die Polizei hielt den Fund geheim, weil ihre Tauchergruppe aus München den Seegrund in Ruhe nach weiteren Wertgegenständen absuchen sollte. Die Spezialisten kontrollierten am Dienstag den schlammigen Boden weit um die Fundstelle herum, fanden aber nichts von Wert. Experten des Landeskriminalamtes versuchen nun in ihrem Labor, die Herkunft des Goldbarrens zu klären. Insbesondere geht es darum, ob mit Spezialgeräten die Nummer zu rekonstruieren ist. Gelinge dies nicht, müsse mit herkömmlichen Mitteln der Eigentümer ermittelt werden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Natürlich habe man noch offene Verbrechen in der Region auf geraubtes Gold geprüft. Dabei habe es aber keine Treffer gegeben.

Ein Juwelier hatte in einer ersten Begutachtung den Ermittlern die Echtheit des Barrens bestätigt. Dieser stammt aus der Produktion der früheren Firma Degussa, die 2007 im Unternehmen Evonik aufging. Erst seit 2011 gibt es die neue Degussa Goldhandel GmbH. Deren heutiger Geschäftsführer Wolfgang Wrzesniok-Roßbach kann dennoch die Entstehungszeit des Barrens eingrenzen. "Der muss dem Aussehen nach zwischen 1990 und dem Jahr 2005 gegossen worden sein." Auf jedem Goldbarren sind Informationen über Gewicht und Feingehalt sowie der Name des Herstellers eingeprägt. Beim Fundstück vom Königssee ist oben das Logo von Degussa und darunter der Name eingeprägt. Darunter steht dann die Zahl 999,9 für den Reinheitsgehalt des Goldes. Auf der unteren Seite ist das Gewicht eingraviert, darunter müsste die Nummer des Barrens stehen. Doch davon sind nur wilde Kratzer übrig geblieben. "Gold ist ein weiches Metall. Mit einem Messer oder Schraubenzieher bekommt man die Nummer nicht weg, mit einer Fräse oder einer Bohrmaschine schon", sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach. Doch ihn wundert, warum sich überhaupt jemand so intensiv um die Nummer gekümmert hat. "Die ist für nichts gut und steht da nur wegen internationaler Gepflogenheiten. Beim Verkauf von 500-Gramm-Barren wird sie nirgends registriert." Möglicherweise wusste der Dieb das aber nicht.

Wenn der Eigentümer innerhalb eines halben Jahres nicht ermittelt werden kann, wird das Mädchen den Urlaub am Königssee wohl nie vergessen. Dann dürfte es den Barren behalten.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: