Kandidatenporträt:Liberal, nicht radikal

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Susanne Markmiller will "mehr Leben" in der Politik. So sollen gesellschaftliche Veränderungen von unten kommen, nicht aus Hinterzimmern.

Lena Grundhuber

Vaterstetten "In Bayern in der FDP zu sein ist schon fast radikal", sagt Toni Susanne Markmiller und muss selbst ein bisschen lachen. Besonders radikal wirkt die junge Frau mit dem blonden Haar tatsächlich nicht. Die Haltung der 29-Jährigen verrät sich wohl viel eher in einem Satz wie diesem: "Blöderweise gibt es an allen Dingen zwei Seiten." Und auch diese Aussage, wenn man es bedenkt, ist für eine Politikerin fast radikal undogmatisch.

Für die FDP will die Rechtsanwältin Toni Susanne Markmiller in den Bezirkstag. (Foto: Foto: dpa)

Die junge Rechtsanwältin aus Vaterstetten, Bezirkstagskandidatin der FDP auf Platz neun der Oberbayernliste, hat zwar durchaus grundsätzliche Vorstellungen, kommt von dort aus aber rasch auf Sachthemen zu sprechen. Im Grundsatz - Wahrung der Bürgerrechte, Liberalismus auch in der Wirtschaft - teilt sie die Linie der Partei, der sie seit 1998 angehört. Ihr politisches Ur-Erlebnis, wenn es das gab, sei die Lektüre von Hildegard Hamm-Brüchers Biografie gewesen, erinnert sie sich.

Vor Jahren fungierte Markmiller als Vorsitzende der Jungen Liberalen im Kreisverband Ebersberg, während des Jurastudiums in München sei sie "halbaktiv" bei den Julis gewesen, wenn auch bei jedem Wahlkampf seither engagiert. In der politischen Praxis, sollte sie gewählt werden, will die sich Themen suchen, die ihr naheliegen: etwa den Ausbau der Palliativ-Medizin.

Gesellschaftliche Veränderungen nicht im Hinterzimmer ausbrüten

In ihrer Arbeit als Rechtsanwältin habe sie sich spezialisiert auf Erbrecht, erzählt die junge Juristin. "Ich habe den Eindruck, dass viele Leute mit diesem Leid immer schlechter zurecht kommen", berichtet sie und hat einen konkreten Vorschlag: Der Bezirk scheine ihr für den Bereich der Palliativ- und Hospizmedizin als Träger geeignet. Ohnehin hält Markmiller es für wichtig, den Bezirkstag mit sinnvollen Aufgaben zu füllen, "mit Leben", wie sie sagt. Mehr Lebendigkeit, das klingt wiederholt an, wünscht sie sich auch in der politischen Kultur des Freistaats. "Ich würde mir wünschen, dass in Bayern wieder mehr diskutiert wird", sagt sie. Gesellschaftliche Veränderung müsse von unten kommen - und Entscheidungen dürften nicht in Hinterzimmern ausgebrütet werden.

Am Stichwort Rauchverbot entzündet sich das Problem buchstäblich für Markmiller: "Man erklärt den Bürger für unmündig, wenn man ihm nicht zutraut, das selbst zu entscheiden, aber in Bayern kann man so etwas halt von oben durchdrücken", kritisiert sie. Das Beharren auf den bürgerlichen Freiheiten, die Selbstverantwortung, durchaus auch das Leistungsprinzip, darin steckt für sie der Kern dessen, was die FDP ausmacht. Ihre Partei bedeutet für sie die Möglichkeit, programmatisch zu arbeiten, statt nur den Erfordernissen der Macht zu genügen.

Ebenso geht Toni Susanne Markmiller nicht unbedingt mit allem konform, was die Partei äußert. "Man wird ja nicht in eine Partei eingeboren". Die Einführung der Studiengebühren sieht sie kritisch, wie sie überhaupt beim Thema Bildung den Staat - "bei aller Freiheit" - nach wie vor in der Pflicht sieht: "Wer Leistung bringt, sollte auch Zugang zu Bildung haben", sagt sie und verknüpft liberales Leistungsdenken damit erstaunlich leichthändig mit einer egalitären Forderung.

Eine Karriere als Berufspolitikerin steht für die junge Rechtsanwältin erst einmal nicht zur Debatte. Zunächst will sie ihren Doktor machen, sich dann auf ihren Beruf konzentrieren, möglichst ihr berufliches Wissen im Bezirkstag einbringen. Inhaltlich, "im Hintergrund", arbeiten, das ist ihre persönliche Vorstellung von politischer Arbeit: "Ich bin nicht der Mensch, der große Reden schwingen will."

© SZ vom 09.09.2008/jh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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