Kabinettsbildung in Bayern:Seehofers Not, Seehofers Tugend

Bei der Kabinettsbildung macht Horst Seehofer aus der Profilnot eine Tugend: Er bedient sich in der übernächsten CSU-Generation.

A. Ramelsberger

Die Aufgabe, die der neue bayerische Ministerpräsident bei der Bildung seines Kabinetts zu meistern hatte, war von drei Gedanken bestimmt: Horst Seehofer musste den Neubeginn in Bayern sichtbar machen.

(Foto: Foto: dpa)

Er musste die durch den Rücktritt von Günther Beckstein als Ministerpräsident arg zerstrittenen bayerischen Stämme wieder vereinen. Und ein wenig Sachverstand für die Aufgaben an der Spitze von Ministerien konnte er in den Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrise auch nicht vernachlässigen.

Die Neubesetzungen der Ministerämter, die bisher bekannt wurden, deuten auf zweierlei hin: Seehofer setzt bei wichtigen Ministerien auf die junge Riege der CSU und er will der Partei ein weiblicheres Gesicht verpassen. Mit Nonchalance hat er den Wissenschafts-, den Staatskanzlei- und den Landwirtschaftsminister abserviert.

Dafür holt er in das wichtige Finanzministerium den als Fachmann geachteten, erst 40 Jahre alten Georg Fahrenschon und als Umweltminister seinen Seelenfreund Markus Söder, auch er erst 41 Jahre alt. An der Zahl der Frauen im Kabinett will er nicht rütteln.

Seehofer stellt die Weichen auf Erneuerung - doch nicht zu sehr. Den ganz großen Wurf hat sich Seehofer nicht zugetraut. Weil unter Edmund Stoiber kaum einer ein starkes eigenes Profil entwickelt hat, fehlen in der Partei die herausragenden 50-Jährigen.

Aus dieser Not macht Seehofer eine Tugend: Er bedient sich in der übernächsten Generation und präsentiert die CSU nun in einer modernen Variante - mit gewandten, pragmatischen Politikern. Die Opposition hatte in der Wahlnacht zwar über den Verlust der absoluten CSU-Mehrheit gejubelt, doch mit dieser Besetzung wird es in Bayern nicht einfacher für sie.

© SZ vom 30.10.2008/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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