Literatur:Große Veränderungen für zwei oberfränkische Jean-Paul-Museen

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Das Jean-Paul-Denkmal auf dem ebenfalls nach dem Dichter benannten Platz in Bayreuth. (Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa/Archivbild)

Jean Paul? Einem breiten Publikum ist er - anders als seine Zeitgenossen Goethe und Schiller - nicht bekannt. Er ist etwas für Spezialisten. In seiner Heimat Oberfranken freilich gibt es gleich zwei Museen über ihn. Eines hat geschlossen, eines muss umziehen.

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Joditz/Bayreuth (dpa/lby) - Jean Paul Friedrich Richter (1763-1825) war ein echter Oberfranke - der Autor wurde in Wunsiedel geboren und starb in Bayreuth. Gleich zwei Museen widmen sich im Norden Bayerns seinem Leben und seinem Werk - eigentlich. Denn ein Museum hat geschlossen, ein anderes muss bald umziehen.

In Joditz, einem kleinen Dorf nahe Hof, hat Jean Paul seine Kindheit verbracht. Der Jean-Paul-Kenner Eberhard Schmidt hat hier zahlreiche Exponate zusammengetragen und ein bei Literaturwissenschaftlern geschätztes Privatmuseum eröffnet, das in der deutschen Museumslandschaft seinesgleichen gesucht hat. 2016 allerdings ist Schmidt verstorben. Seitdem hat das Museum zu.

Nun aber kommt wieder Bewegung in das Thema. Jüngst meldete das Landratsamt Hof: Es gibt Gespräche zur Zukunft des Museums. „Es ist mir ein großes Anliegen, das Lebenswerk, das insbesondere mein verstorbener Mann aufgebaut hat, in gute Hände zu geben“, wurde Karin Schmidt, Eigentümerin des Jean-Paul-Museums, zitiert.

Die ersten Gremien im Landkreis haben sich schon mit dem Thema beschäftigt. „Das Museum ist ein kultureller Anziehungspunkt mit überregionaler Strahlkraft. Es ist uns wichtig, dies zu erhalten und zu stärken“, teilten Landrat Oliver Bär (CSU) und der Joditzer Bürgermeister Matthias Beyer mit. „Daher steigen wir vertieft in die Überlegungen zur Zukunft des Museums ein.“ Diskutiert werde ein tragfähiges Konzept für die Zukunft. Dabei werde auch das alte Pfarrhaus von Joditz in die Überlegungen mit einbezogen. In dem Gebäude lebte der Pfarrerssohn Jean Paul 1765 bis 1776.

Und nun nach Bayreuth, wo es ebenfalls ein dem Dichter gewidmetes Museum gibt: Dieses ist im ehemaligen Chamberlain-Haus untergebracht, wo Richard Wagners Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain (1855-1927), ein Vordenker von Rassismus und Antisemitismus, lebte. Daher soll dieses Gebäude nach Planungen der Stadt Teil eines NS-Dokumentationszentrums werden. Das Museum muss also umziehen - und zwar in das frühere Wohnhaus Jean Pauls, wo er auch gestorben ist.

Einen Zeitplan dafür und eine Kostenschätzung gibt es noch nicht. 2023 sollen „alle relevanten Fragen, unter anderem zu den Kosten, geklärt werden, um eine Entscheidung des Stadtrats herbeiführen zu können“, sagte ein Sprecher der Stadt. Berücksichtigt werden müsse auch, dass das Museumskonzept den neuen Räumen angepasst werde.

Jean Paul schrieb Romane wie „Hesperus“ und „Siebenkäs“, aber auch theoretische Schriften. Schmutzfink, Gänsefüßchen oder Angsthase sind Wortschöpfungen, die auf Jean Paul zurückgehen und heute noch gebräuchlich sind.

© dpa-infocom, dpa:221220-99-963983/2

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