Interview mit SPD-Hoffnung Pronold:"Dann ist der Laden explodiert"

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Die SPD wählt einen neuen Parteivorstand. Florian Pronold will nicht ganz an die Spitze. Er träumt er davon, die CSU unter 50 Prozent zu drücken.

Birgit Kruse

Er gilt als politischer Ziehsohn von Ludwig Stiegler und sollte dessen politisches Erbe als SPD-Chef in Bayern antreten. Aber Florian Pronold wartet noch.

Florian Pronold: Trotz Verjüngung in der Führungsspitze der bayerischen SPD keine will er nicht auf den Chefsessel. (Archivaufnahme) (Foto: Foto: ddp)

SZ: Auf dem SPD-Parteitag am Wochenende hätte Sie das Erbe von Ludwig Stiegler als Landesvorsitzender antreten können. Warum haben Sie gekniffen ?

Florian Pronold: Ich halte es für unklug, vor so einer wichtigen Auseinandersetzung, wie wir sie im Wahljahr 2008 haben werden, komplett alles umzubauen. Außerdem verjüngen wir fast die gesamte Führungsspitze: Wir senken das Durchschnittsalter um 15 Jahre. Das hat es noch nie gegeben. In der CSU wird von einem 65-Jährigen auf einen 63-Jährigen der Stab weitergeben - bei uns übernimmt ein jüngeres Team die Führung. Und das ohne Streit.

SZ: Dennoch: Böse Zungen behaupten, Sie wollten 2008 nicht für eine mögliche Wahlniederlage gerade stehen müssen.

Pronold:Es geht nicht darum, wer Erfolg oder Niederlage im Nachhinein verantwortet. Wir alle tragen für diesen Wahlkampf die Verantwortung. Wir müssen uns endlich von der Debatte um den Vorsitzenden verabschieden und uns fragen: Wie sieht unser Team aus und mit welchem politischen Inhalten gehen wir in den Wahlkampf? Und dann werden wir die Machtfrage in Bayern stellen können.

SZ: Derzeit bekommt die bayerische SPD in Umfragen lediglich 16 Prozent. Wie will man da ernsthaft die Machtfrage stellen?

Pronold:Eine Umfrage ist immer nur eine Momentaufnahme. Außerdem müssen wir nicht die Umfragen gewinnen, sondern die Wahl. Ich glaube, dass es uns gelingen wird, die CSU unter die 50 Prozent zu drücken. Dann ist der Nimbus der CSU als Partei der Mehrheit Bayerns gebrochen. Dann raucht es nicht nur, dann ist der Laden explodiert.

SZ: Das sind optimistische Ziele.

Pronold:Die Wähler sind klüger als die CSU glaubt. Und bestimmte Dinge kann auch die CSU nicht verbergen. Zum Beispiel, dass sie im Mittelalter stehen geblieben ist, was ihr Familien- und Frauenbild oder Lebenspartnerschaften und ähnliches angeht. Da passen sie einfach nicht mehr zu Bayern. Und das lässt sich nicht mehr verbergen.

SZ: Was ist mit Stoibers Programm 2020? Darin finden sich viele alte SPD-Forderungen wieder, die sich jetzt die CSU auf die Fahne schreibt.

Pronold:Wenn es eine Urheberrechtsabgabe auf politische Vorschläge gebe, dann wäre die Bayern-SPD saniert. Doch im Ernst: Das Programm 2020 ist für die CSU ein Problem. Das ist ein Dreizehn-Jahresplan. Selbst die Kommunisten hatten nur Fünfjahrespläne. Der Stoiber macht jetzt Dreizehn-Jahrespläne, weil er Angst hat, dass der Huber und der Beckstein das nicht können. Und Stoiber ist sich wohl sicher, dass seine Meuchelmörder in 13 Jahren nicht mehr an der Macht sind.

SZ: Es wird nicht reichen, nur von den Problemen der CSU profitieren zu wollen. Wie sieht es mit eigenen Inhalten aus?

Pronold:Zum einen setzten wir auf Bildung und Chancengleichheit. Außerdem werden wir den Arbeitsmarkt und Soziales angehen. Hier wird es auch eine Verknüpfung zu Bundesthemen wie etwa dem Mindestlohn geben. Gleichzeitig muss man deutlich machen: Es gibt trotz Großer Koalition eine ganze Menge Unterschiede zwischen der CSU und der SPD.

SZ: Die SPD muss nicht nur gegen die CSU antreten. Von links wird die Partei "Die Linke" auf Wählerfang bei der SPD gehen. Wie grenzen Sie sich ab?

Pronold:Der beste Weg, mit der Linken umzugehen ist, sie nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten zu messen. Es geht nicht nur darum, die schönsten Anträge zu verabschieden, sondern auch darum, die Realität für die Menschen besser zu machen. Außerdem: So entlarvt man die Linke auch recht schnell. Die Linke macht den gleichen Fehler wie die Kommunisten in der Weimarer Republik. Deren Hauptgegner war damals auch schon die SPD. Damit bereitet man aber nur den Weg für Guido Westerwelle und amerikanischen Verhältnisse. Denn die Schwächung der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie wird nicht die Linke freuen, sondern freut vor allem Schwarz-Gelb.

(Florian Pronold ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags und Vorsitzender der Bayerischen SPD-Landesgruppe. Ferner ist er Mitglied im Fraktionsvorstand und stellvertretender finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion)

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