Ingolstadt/Neuburg:Mehrere Flüchtlinge werden Opfer von Gewalttaten

Lesezeit: 2 min

Fünf Männer mussten mit schweren Verletzungen in Kliniken gebracht werden, in vier Fällen gingen Streitigkeiten mit anderen Asylbewerbern voraus

Nicht weniger als fünf Asylbewerber sind am vergangenen Wochenende in Oberbayern nach massiven Gewalttaten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. In vier Fällen hatte es zuvor eine Auseinandersetzung mit einem anderen Flüchtling gegeben. In einem Fall aus Neuburg/Donau muss die Polizei noch klären, ob es sich um einen fremdenfeindlichen Überfall gehandelt hat oder nicht.

Die Meldung des Polizeipräsidiums in Ingolstadt hatte am Sonntagabend Schlagzeilen gemacht. Demnach wurde ein 17-jähriger Afghane am Freitagabend gegen 23 Uhr in Neuburg in den Grünanlagen an der Donau von Mitgliedern einer größeren Gruppe beleidigt und zusammengeschlagen. Er erlitt dabei schwere Verletzungen im Gesicht, die im Klinikum Augsburg stationär behandelt werden mussten. Nach Angaben der Polizei legten die "vom Opfer genannten Beleidigungen einen fremdenfeindlichen Hintergrund des Angriffs nahe". Doch am Montag ruderte die Ingolstädter Polizei zurück. "Es könnte sich auch um eine reine Beziehungstat handeln", sagte eine Polizeisprecherin. Die Vernehmung von Zeugen dauert noch an. Hierfür sind Dolmetscher nötig und der geschädigte Jugendliche kann noch nicht ausführlich vernommen werden. Deshalb könne es noch dauern, bis die Hintergründe der Tat geklärt sind. Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling erfuhr von der brutalen Attacke am Montag aus der Zeitung. "Leider Gottes lässt sich so etwas nicht vermeiden", sagt er. Erst vergangene Woche haben Jugendliche in Neuburg einen Familienvater mitten in der Stadt verprügelt - nur weil er Anhänger des falschen Fußballvereins war. "Es gibt bei uns keine Anhaltspunkte für eine rechtsradikale Szene", betont Gmehling, "aber wenn die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund hatte, dann wäre das ein Anlass zu schauen, wo das herkommt".

Bei einer Auseinandersetzung wurde ein 44-Jähriger lebensgefährlich verletzt

Parallel dazu ermittelt das Präsidium in Ingolstadt in vier weiteren Fällen aus Ingolstadt, Buxheim, Fürstenfeldbruck und Karlsfeld, in denen mitunter sogar der Verdacht auf versuchten Totschlag besteht. In Ingolstadt gerieten am Sonntag zwei Asylbewerber auf dem Heimweg in ihre Unterkunft in Streit. Dabei stach ein 50-jähriger Bosnier mit einem Messer auf einen 44-jährigen Serben ein. Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt. Der Tatverdächtige wurde festgenommen. In der Asylbewerber-Unterkunft in Buxheim (Landkreis Eichstätt) ging am Samstagabend ein 24-jähriger Iraner mit einem Küchenmesser auf einen 25-jährigen Afghanen los und verletzte diesen schwer. Zuvor war es bei Aufräumarbeiten im Essensbereich zum Streit gekommen. Der stark alkoholisierte Tatverdächtige wurde ebenfalls festgenommen. Am Karlsfelder See (Kreis Dachau) eskalierte am Sonntagabend ein Konflikt zwischen zwei pakistanischen Asylbewerbern. Dabei brach ein 23-Jähriger eine Bierflasche ab und attackierte damit seinen 32-jährigen Kontrahenten im Gesicht. Dieser musste in einem Krankenhaus operiert werden, ist aber außer Lebensgefahr. Der Täter wurde vorläufig festgenommen.

Bereits in der Nacht zum Samstag gab es in der Flüchtlingsunterkunft Fürstenfeldbruck eine schwere Auseinandersetzung. Ein 19-Jähriger aus Somalia warf einen Feuerlöscher auf einen 20-Jährigen aus Mali und traktierte diesen wiederholt mit den Fäusten. Der 20-Jährige musste mit Verletzungen im Kopfbereich in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Gegen den Somalier ermittelt jetzt die Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung.

© SZ vom 19.07.2016 / stma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: