Im April ist ein 40 Jahre alter Mann, der zu nahe an der Bahnsteigkante stand, im Bahnhof Brackwede von einem ICE berührt und auf den Bahnsteig geschleudert worden. Der Zug soll mit Tempo 150 durch die Station gefahren sein, der Mann wurde schwer am Kopf verletzt. Zuvor war in Sterkrade eine Frau von einem ICE überfahren worden. Die 59-Jährige hatte an der Kante das Gleichgewicht verloren. In Niederweimar wurde im Juni ein Kinderwagen von den Luftverwirbelungen eines Zuges mitgerissen und zermalmt. Die Mutter hatte ihr Kind kurz zuvor herausgenommen und den Wagen auf dem Bahnsteig abgestellt. In Benrath wurde ein 75-Jähriger von Luftdruck eines durchfahrenden Intercitys umgestoßen. Er stand zu nah an der Bahnsteigkante und stürzte auf den Boden. Der Zugführer leitete eine Notbremsung ein, er erlitt einen Schock.
42 solcher Fälle spuckt der Computer des Eisenbahnbundesamtes in Bonn aus, in den vergangenen fünf Jahren. Steht man weit genug entfernt von der Bahnsteigkante, dann spürt man von den durchfahrenden ICEs nur einen Luftstoß. Übertritt man aber die weiße Linie, dann wird es gefährlich. Von einem "Sog" ist dann oft die Rede, den ein ICE auslösen könne. Tatsächlich, sagt ein Experte vom Bundesamt, handele es sich um Luftverwirbelungen, sie entstehen vor allem zwischen den Waggons. Ihre Wirkung kann fatal sein.
Am Bahnhof in Forchheim soll sich künftig etwas ändern, hat die Bahn angekündigt. Die Fläche zwischen der weißen Abstandslinie und der Bahnsteigkante soll mit einer Schraffur versehen werden. An 500 Bahnhöfen im gesamten Bundesgebiet wird das bis zum Jahr 2014 der Fall sein, in Forchheim soll diese Markierung schon im nächsten Jahr aufgemalt werden. Möglichst Mitte des Jahres 2011 soll es dort außerdem Durchsagen geben, die auf die durchrauschenden Züge hinweisen. Allerdings werden das zyklische Ansagen sein, vom Band. Auf jede einzelne Durchfahrt, sagt ein Bahnsprecher, werde man nicht hinweisen können. Das könne die Bahn nicht leisten.