Horst Seehofer:Er bleibt in der Familie

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Das Warten hat ein Ende: Horst Seehofer hat sich für seine Frau entschieden. Steigen damit auch seine Chancen auf den CSU-Parteivorsitz?

Peter Fahrenholz

Horst Seehofer ist wortkarg. "Ja, so ist es", sagt der CSU-Vize am Telefon nur. Und bestätigt mit diesen wenigen Worten, was er am Wochenende schon seinen Ingolstädter Parteifreunden mitgeteilt hat: Er kehrt zu seiner Frau zurück.

Seehofer hat sich entschieden: Er bleibt bei seiner Frau (Archivbild). (Foto: Foto: dpa)

Damit beendet Seehofer die monatelangen Spekulationen um sein Privatleben. Und eröffnet zugleich eine andere Spekulationsbörse neu: Wird er im Duell mit Erwin Huber um den CSU-Vorsitz noch einmal aus der Defensive kommen, oder ist das Rennen schon längst gelaufen?

Seehofer möchte zu den möglichen politischen Auswirkungen seiner privaten Entscheidung nichts sagen. "Das ist eine Frage, die mich jetzt am wenigsten beschäftigt."

In der Tat ist das meiste in dieser Sache schon gesagt, vor allem aber geschrieben worden. Seitdem Bild im Januar die Geschichte von Seehofers Geliebter veröffentlichte, die ein Kind erwartete und mit der der Bundesagrarminister seit längerem ein Verhältnis hatte, ist Seehofers Privatleben Gegenstand einer ziemlich schmuddeligen Kampagne geworden.

Sie verrät viel über die Doppelzüngigkeit seiner Partei, aber auch eines Teils der Medien. Die offizielle CSU-Lesart war stets, dass Seehofers Gratwanderung zwischen Ehefrau und Freundin überhaupt keine Rolle spiele im Duell um die Nachfolge von Edmund Stoiber als CSU-Chef. Inoffziell wurde dagegen nach Kräften getuschelt über Seehofers Affäre.

Befeuert hatten das reißerische Berichte über "Papa Eiskalt", der sich nicht zwischen Ehefrau und Geliebter entscheiden könne. Seehofer war dabei von Anfang an in einer aussichtslosen Lage: Entweder würde er als skrupelloser Herzensbrecher dastehen, der seine Freundin erst schwängert und dann im Stich lässt. Oder er wäre der berechnende Karrierist, der zu Frau und Kindern zurückkehrt, nur um die Fassade zu wahren.

Seehofer will nichts dazu sagen, wie es in ihm jetzt aussieht, und er ist darüber auch keine öffentliche Rechenschaft schuldig: "Ich sage nichts über meinen Gefühlshaushalt."

Aber auch eingefleischte Seehofer-Fans waren zuletzt verzweifelt darüber, wie lange er die Entscheidung verschleppte, mit welcher Frau er künftig zusammenleben würde. Im Januar hatte er noch angekündigt, er werde zwei bis drei Wochen brauchen, um sein Privatleben zu ordnen.

Jetzt sind sechs Monate vergangen, das Kind seiner Freundin ist auf der Welt, und die vorherrschende Meinung in der CSU ist, dass es für Seehofer nun zu spät ist, um das Blatt noch zu wenden. "Der richtige Zeitpunkt ist längst passé, die Sache ist festgezurrt", sagt ein CSU-Präside, der damit natürlich nicht namentlich zitiert werden möchte.

In der CSU werde Seehofers Schritt allgemein so empfunden, dass er ihn nicht aus vollem Herzen, sondern vor allem der Partei zuliebe getan habe, damit endlich Ruhe sei.

Seehofers Problem ist, dass sich die Parteifunktionäre mehrheitlich längst auf seinen Rivalen Erwin Huber festgelegt haben. Und seit dem oberbayerischen CSU-Bezirksparteitag vor zehn Tagen in Mühldorf weiß man, was das wert ist. Dort war die Ausgangslage ähnlich.

Der eine Kandidat, Siegfried Schneider, war der Favorit der Kreisvorsitzenden, der andere, Thomas Goppel, galt als Liebling der Basis, und er wurde zudem massiv von Edmund Stoiber unterstützt. Klarer Sieger war am Ende Schneider. "Das Signal von Mühldorf ist, dass die Funktionäre doch noch was zu sagen haben", heißt es aus der CSU-Spitze.

Aber Seehofer ist ein politisches Stehaufmännchen. Schon einmal war er politisch praktisch erledigt, jetzt ist er Minister in Berlin und kandidiert für den CSU-Vorsitz. Seine letzte Chance ist nun die Bierzeltsaison im Sommer. Wenn Tausende kommen und auch die Funktionäre als Augenzeugen erleben, wie er ankommt an der Basis - und darüber vielleicht ins Grübeln geraten.

Jetzt kann er auf die gequälten Scherzchen über sein Privatleben ja verzichten. Und die allerletzte Chance wird dann die Rede auf dem Parteitag sein. Da will Seehofer die Unentschlossenen auf seine Seite ziehen. Erwin Huber ist in einer komfortableren Lage. Er muss einfach nur keinen Fehler machen, sich nicht mit unbedachten Bemerkungen den Mund verbrennen. "Da sagt er nix", wehrt seine Sprecherin dann auch die Versuche ab, Huber einen Kommentar zu Seehofer zu entlocken.

© SZ vom 10.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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