Hof/Kulmbach:Millionenbetrug: Rechtsanwalt vor Gericht

Ein Rechtsanwalt aus dem oberfränkischen Kulmbach sitzt von Montag an selbst auf der Anklagebank: Die Staatsanwaltschaft Hof wirft ihm Betrug in Millionenhöhe vor. Den Ermittlungen zufolge soll der Jurist im Sommer vor zwei Jahren etliche Anleger mit getürkten Finanzgeschäften im Zusammenhang mit dem Bau oder Kauf von Solaranlagen im Ausland um mehr als eine Million Euro geprellt haben. Die Einzahlungen auf ein Treuhandkonto wurden laut Staatsanwaltschaft von dem Anwalt zumeist bar abgehoben und verschwanden spurlos. Anschließende Versuche, den Investoren weitere rund neun Millionen Euro zu entlocken, scheiterten jedoch. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wollte der Rechtsanwalt mit diesen Geld sein Schneeballsystem aufrechterhalten. Seine eigene Kanzlei soll wegen dubioser Finanztransaktionen bereits überschuldet gewesen sein. Zudem soll er sich selbst zu hohen Kapitalzahlungen an Vertragspartner im Ausland verpflichtet haben.

Der 46 Jahre alte Jurist war bereits im November 2013 in seiner Kanzlei in Kulmbach festgenommen worden. Aus der Untersuchungshaft musste er jedoch im August 2014 entlassen werden, da die Hofer Wirtschaftsstrafkammer damals wegen Überlastung keinen Termin für die Hauptverhandlung bestimmen konnte. Einige Monate vor den mutmaßlichen Betrügereien war der Kulmbacher Anwalt vom Landgericht Hof bereits wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Mit auf der Anklagebank sitzt der Geschäftsführer der Investment-Gesellschaft, die der Rechtsanwalt im Vorfeld der Millionen-Betrügereien gegründet hatte. Dem Geschäftsführer wirft die Staatsanwalt Beihilfe in drei Fällen vor. Die Urteile über die beiden Angeklagten werden für Ende Oktober erwartet.

© SZ vom 21.09.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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