Hochschulpolitik:CSU erwägt Senkung der Studiengebühren

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Obwohl Minister Goppel die Debatte über zu hohe Gebühren als "Phantomdiskussion" bezeichnet, müssen Bayerns Studenten bald vielleicht weniger zahlen.

K. Auer und C. Burtscheidt

Wie so häufig war die CSU um Schadensbegrenzung bemüht. Dass Studiengebühren eine abschreckende Wirkung auf Abiturienten haben könnten, nannte Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) eine "Phantomdiskussion".

Teures Studium: In den Reihen der CSU gibt es Stimmen, die als Reaktion auf das Wahlergebnis die Studiengebühren senken wollen. (Foto: Foto: AP)

Zumindest solange die Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS), aus der dies hervorgehen soll, nicht offiziell vorliege. Und das soll erst in den nächsten Wochen geschehen. Selbst aber zögerte Goppel nicht, jetzt schon den vorab veröffentlichten Daten aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen jede Aussagekraft für Bayern abzusprechen.

Erst zu diesem Wintersemester sei die Zahl der Studienanfänger wieder um fünf Prozent gestiegen, sagte der Minister. Freilich erwähnte er nicht, dass gegenwärtig die geburtenstarken Jahrgänge an die Hochschulen drängen.

In seiner eigenen Partei nahm man das Umfrage-Ergebnis von HIS, wonach in den beiden Nachbarstaaten 18.000 Abiturienten weniger ein Hochschulstudium ergreifen, weil es kostenpflichtig ist, offenbar durchaus ernst. Denn dort plant man bereits eine Gebührenreform. Maximale Höhe sollen nicht mehr 500 Euro, sondern 350 Euro sein.

Das wurde am Dienstag in der CSU-Landtagsfraktion diskutiert, als Goppel von den Koalitionsverhandlungen mit der FDP berichtete. Die künftigen Bündnispartner hatten betont, an den Gebühren festhalten zu wollen, lediglich die Verwaltungsgebühr in Höhe von 50 Euro soll abgeschafft werden. Sie wurde im Wintersemester 2004 als Beitrag der Hochschulen zum Sparhaushalt der Staatsregierung eingeführt.

Nun aber wollen die CSU-Abgeordneten offenbar eigene Akzente setzen. Man müsse den Menschen signalisieren, dass die CSU das Wahlergebnis verstanden habe, sagte ein Beteiligter. Die Senkung der umstrittenen Gebühren sei das richtige Zeichen.

Seit dem Sommersemester 2007 ist in Bayern das Erststudium kostenpflichtig. In der Regel zahlen Studenten einen Einheitsbeitrag von 500 Euro, obgleich die Kosten für einen Studienplatz erheblich schwanken. In der Medizin belaufen sie sich jährlich mindestens auf 30.000 Euro, in der Germanistik hingegen bestenfalls auf 3000 Euro.

Dennoch sind die Gebühren, die erhoben werden, nicht annähernd kostendeckend, und deshalb aus Sicht der CSU auch nur als Beitrag zu sehen. Ungeachtet dessen belasten sie jedoch den Geldbeutel der Studenten erheblich. Denn schon vor ihrer Einführung war ein wachsender Teil - mehr als 60 Prozent - auf Nebenjobs angewiesen, um die Lebenshaltungskosten bestreiten zu können. Vor allem aber blieben Kinder aus bildungsfernen Schichten den Hochschulen fern.

Ihr Anteil stagniert nach Aussagen der Opposition bei nur elf Prozent: Daran hat sich seit der Erhebung der Studienbeiträge nichts geändert. Dabei sind 25 Prozent der Studenten davon ausgenommen - primär aus sozialen Gründen. Die Grünen haben deshalb am Dienstag als ersten Gesetzesantrag in dieser Legislaturperiode die Abschaffung der Studiengebühren eingebracht. "Sie sind sozial ungerecht", kritisierte die hochschulpolitische Sprecherin Ulrike Gote. Einig ist sie sich in diesem Punkt mit den Freien Wählern und der SPD: Die Studiengebühren halten Kinder aus großen Familien vom Studium ab", sagte der Chef der SPD-Landesgruppe im Bundestag, Florian Pronold.

Das Problem ist: Bis heute ist es nicht gelungen, parallel zur Einführung des kostenpflichtigen Studiums ein Stipendiensystem aufzubauen. In Ländern wie den USA beziehen mehr als 50 Prozent der Studenten derlei Studienhilfen; in Deutschland sind es nicht einmal zwei Prozent. Bislang gibt es lediglich zinsgünstige Darlehen.

Doch müssen sie spätestens mit dem Einstieg ins Berufsleben wieder zurückgezahlt werden. Es sind jedoch nur zwei Prozent der Studenten bereit, sich für die Ausbildung zu verschulden. So bleibt der Hochschulbesuch auch künftig primär Kindern aus der Ober- und Mittelschicht vorbehalten, oder wie Pronold sagt: "Bildung hängt vom Geldbeutel der Eltern ab."

© SZ vom 22.10.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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