Hausärztechef Hoppenthaller:Operation an der Pressefreiheit

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Er kann austeilen, aber nicht einstecken: Hausärztechef Hoppenthaller fühlt sich wegen eines kritischen Berichts schlecht behandelt. Nun fordert er von Ministerpräsident Seehofer die Maßregelung des Bayerischen Rundfunks.

Katja Auer

Wolfgang Hoppenthaller, der Chef des Hausärzteverbandes in Bayern, will die Pressefreiheit einschränken. Nicht selbst, er bittet dafür den Ministerpräsidenten um Unterstützung. Denn Hoppenthaller fühlt sich schlecht behandelt. Diesmal vom Bayerischen Fernsehen. Da war er am Montag in der Sendung "Geld und Leben" zu sehen, es ging um die Situation der bayerischen Hausärzte. Weil der Bericht nicht nach seinem Geschmack ausgefallen ist, hat er nun einen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer und Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) geschrieben, der der SZ vorliegt. Das Schreiben gipfelt in der Aufforderung: "Ich bitte Sie, diesbezüglich beim Intendanten des Bayerischen Fernsehens zu intervenieren."

"Ich bitte Sie, diesbezüglich beim Intendanten des Bayerischen Fernsehens zu intervenieren": Hausärztechef Wolfgang Hoppenthaller findet Ministerpräsident Seehofer müsse dem Treiben einer Anstalt des Öffentlichen Rechts Einhalt bieten. (Foto: ddp)

Wolfgang Hoppenthaller ist als streitbarer Mann bekannt. Immer wieder drohte er Proteste an, meistens gegen Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) gerichtet. Mal wollte er, dass die Hausärzte ihre Kassenzulassungen zurückgeben, mal, dass sie ihre Praxen geschlossen halten. Immer wieder sagte er die Aktionen allerdings auch wieder ab.

Nun war er von den BR-Reportern über die Situation der Hausärzte befragt worden. Allerdings sei das Interview sehr verkürzt wiedergegeben worden, beschwert er sich und gleichzeitig sei in der Sendung jede Menge Schmarrn erzählt worden. Dass es in Bayern eine Überversorgung an Hausärzten gebe, zum Beispiel. "Kein Wort von den Problemen in den einzelnen Landkreisen, kein Wort über die völlige Überalterung der bayerischen Hausärzteschaft und über den fehlenden Nachwuchs", klagt Hoppenthaller.

"Handfester Skandal"

"Dieses Vorgehen und diese Desinformation des Bayerischen Fernsehens" sei mehr als verwunderlich, schreibt Hoppenthaller, nachdem sich doch "Sie, Herr Ministerpräsident und Sie, Herr Minister in Kenntnis der drohenden katastrophalen Versorgungssituation nachdrücklich und intensiv für die Belange der Hausärzteschaft einsetzen". Wie auch immer, diesem Treiben einer Anstalt des Öffentlichen Rechts müsse Einhalt geboten werden, findet Hoppenthaller.

Von einem "handfesten Skandal" spricht Otto Bertermann, der Gesundheitsexperte der FDP und selbst Arzt. Aber nicht wegen der Berichterstattung, sondern wegen Hoppenthallers dreister Forderung, in die Pressefreiheit einzugreifen. Der Mann müsse sofort als Vorsitzender des Hausärzteverbandes zurücktreten, fordert Bertermann. "Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, mit welchen Methoden der Vorsitzende der Hausärzte arbeitet. Er hat endgültig den Rahmen der normalen politischen Diskussion verlassen", sagt Bertermann.

Beim BR zeigte man sich verwundert über Hoppenthallers Brief, den er in Kopie an alle bayerischen Hausärzte geschickt hatte. Die Vorwürfe, man habe falsch berichtet, weist Hans Oechsner, der Redaktionsleiter von "Geld und Leben" entschieden zurück. Das Interview mit Hoppenthaller sei - wie oft üblich - gekürzt, die Aussagen jedoch nicht verfälscht worden. Die gegensätzlichen Informationen zu Hoppenthallers Aussagen stammten im Wesentlichen von der kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.

Seehofer selbst wurde Wolfgang Hoppenthallers Anliegen von den Beamten der Staatskanzlei nicht mit allergrößter Dringlichkeit zugestellt. Am Mittwoch hatte er den Brief vom Dienstag noch nicht gelesen. Eine Stellungnahme konnte er deswegen nicht abgeben.

© SZ vom 05.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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