Geschichte des Maximilianeums:Die Hochburg Bayerns

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Seit sechzig Jahren sitzt das bayerische Landesparlament im Maximilianeum in München. Für diesen Zweck hatten es seine Erbauer wirklich nicht vorgesehen.

Sabine Buchwald

In einer Stadt wie München, in der nur noch wenige Baulücken zum Buddeln geblieben sind, kommt nicht mehr oft ein Schatz zutage. Am Faschingsdienstag im Jahr 1998 aber, da macht ein Arbeiter einen sensationellen Fund: Er stößt mit seinem Presslufthammer bei Umbauarbeiten im Maximilianeum auf einen mysteriösen Hohlraum, aus dem es "geheimnisvoll golden und gläsern" geblitzt haben soll.

Das Maximilianeum hat seit seiner Erbauung eine bewegte Geschichte hinter sich. (Foto: Foto: AP)

Als der damalige Baudirektor Helmut Hastreiter hört, "die Lokomotive" sei gefunden, denkt er zunächst an einen Faschingsscherz. Er mag nicht sofort glauben, dass nach 141 Jahren der Grundstein des repräsentativen Baus oberhalb der Isar und dessen Beigaben aufgetaucht sein sollen. Über diesen sensationellen Fund vom 24. Februar 1998 berichtet Peter Jakob Kock detailliert in seiner "Biographie" des Maximilianeums.

Tatsächlich war bei der Grundsteinlegung am 6.Oktober1857 neben Porträts des Königs Max II. und dessen Gemahlin, Urkunden und Münzen, eine Modell-Lok eingemauert worden. Sie steckt in einem Glaskasten und wiegt 20 Kilo. Ihre Vorbilder fuhren auf den ersten deutschen Eisenbahnstrecken etwa von Nürnberg nach Fürth oder von Leipzig nach Dresden.

Der königliche Bauherr übermittelte der Nachwelt damit ein Symbol für den technischen Aufschwung in seiner Regentschaft. Wohin genau Maximilian II. und der Architekt des Gebäudes, Friedrich Bürklein, den Grundstein gelegt hatten, steht nirgends verzeichnet. Deshalb galt die Entdeckung als etwas Besonderes.

Parlamentssitz nicht geplant

Sie ist nur eine von vielen Anekdoten, die sich um das monumentale, optisch auffällige Gebäude am Ende der Münchner Maximilianstraße ranken. Kock hat sie zusammengetragen in einem Buch, in dem die bayerische Vergangenheit lebendig wird.

Der promovierte Historiker kennt sich aus mit der "verschlungenen" Geschichte des Maximilianeums. Viele Jahre arbeitete er als verantwortlicher Redakteur für die gleichnamige Hauszeitschrift. Anlass für die Publikation ist ein Jahrestag: Der Bayerische Landtag zog vor sechs Jahrzehnten, im Januar 1949, in das Gebäude ein.

Dass es je der Sitz eines Parlaments werden könnte, hätte sich der Stifter wohl nicht vorstellen können. Das Maximilianeum war ursprünglich gedacht als Wohnhaus für hochbegabte junge Menschen - was es heute noch ist -, als Sitz der Königlichen Pagerie und als Galerie für historische Gemälde.

Der König erlebte sein Projekt nur als Rohbau. Er starb 1864. Erst zehn Jahre später wurde es fertiggestellt. Denn sein Nachfolger, Ludwig II., war an dem Bau nicht sonderlich interessiert, er verfolgte bekanntlich seine eigenen gigantomanischen Pläne.

Kock beschreibt ausführlich die Entstehungszeit des Maximilianeums mit seiner ungewöhnlichen Terrakotta-Fassade und das Schicksal seines begabten Architekten Bürklein. Der machte sich einen Namen vor allem mit dem Entwurf für die Glas-Stahl-Konstruktion der Halle des Münchner Hauptbahnhofs, baute außerdem das spätere Postscheckamt in der Sonnenstraße und mehrere stilbildende Häuser in der Maximilianstraße.

Wechselnde Nutzung

Auch er hatte die Funktionsänderungen des Hauses nicht ahnen können. Mit der Abschaffung der Monarchie im November 1918 wurde die Ausbildung der Pagen überflüssig. Man diskutierte heftig die Nutzung der frei gewordenen Räumlichkeiten. So fand das Rote Kreuz für eine Weile dort Platz, und im Mai 1919 nahmen Soldaten Quartier.

Das Maximilianeum wurde zur Zentrale der Gegenrevolution. Auch die Nazis bemächtigten sich des Hauses, auch wenn es dort keine feste NS-Einrichtung gab, wie Kock belegt. Nachdem Anfang der dreißiger Jahre vor allem die Fassade gründlich erneuert worden war, gab es dort Ausstellungen, Empfänge und Traueraufmärsche.

Während des Krieges trafen das Haus mehrere Bomben. Die als "wichtig" empfundenen Gemälde hatte man rechtzeitig in Sicherheit gebracht, viele andere verbrannten. Die Schäden hielten sich jedoch in Grenzen im Vergleich zum Zustand der übrigen Stadt nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Und so kam Ministerpräsident Wilhelm Hoegner der Gedanke, mit dem bayerischen Landtag ins Maximilianeum zu ziehen.

Anfangs gab es bei weitem nicht genug Platz für die Politiker, weshalb in den folgenden 60 Jahren heftig erweitert und umgebaut wurde. Zuletzt konnte vergangenen Herbst bei der Landtagswahl der gründlich renovierte Senatssaal mit Kaulbachs "Seeschlacht von Salamis" als Konferenzraum wiedereröffnet werden.

(Peter Jakob Kock, Das Maximilianeum, Allitera Verlag, München 2008, 186 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 978-3-86520-322-9)

© SZ vom 28.01.2009/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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