Ganz privat:Hubers Küchenkabinett

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Wem es in der Küche zu heiß ist, der soll wegbleiben, sagt man. Hat Erwin Huber das wörtlich genommen oder warum bekommt seine Frau erst nach 25 Jahren eine neue Küche?

Stefan Kornelius

Die besonders harten Hunde unter unseren Mitmenschen, vor allem die Politiker und die vordersten Vorstandsvorstände, haben eine zentrale Lebensweisheit parat für alle Weicheier da draußen: Wenn du die Hitze nicht erträgst, dann bleib halt fort aus der Küche. Übersetzung für alle Weicheier: Weichei bleibt Weichei und sollte sich nicht in harte Männersachen einmischen.

Das lange Warten hat sich gelohnt: Nach 25 Jahren kauft Erwin Huber seiner Frau eine neue Küche. (Archivbild) (Foto: Foto: ddp)

Nun gehört die Küche in konservativen Kreisen zur Domäne der Frau, auch wenn uns die moderne Küchenwerbung das Gegenteil einredet. Das dort erzeugte Trugbild will, dass ein junger Mann an der sehr aufgeräumten Inseltheke Möhren häckselt, während sie in einem sehr kurzen Rock den Chardonnay hinunterspült.

Alles gelogen, alles Phantasie, wie nun Bayerns künftiger Parteivorsteher, Erwin Huber, richtig stellt. Erwin Huber hat seiner Frau eine neue Küche gekauft, oder genauer: Frau Huber habe sich "nach 25 Jahren" eine neue Küche "bestellen dürfen". Huber selbst sagt, er habe "kapituliert".

Die Nachricht ist bemerkenswert und vorentscheidend in der Kandidatenfrage, weil sie den metaphorischen Charakter des Küchenbildes (siehe oben) belegt und zeigt, dass Huber ein wirklich harter Hund ist. Huber ist's, der über die Neuanschaffung der heimischen Küche entscheidet, nicht ohne den Firlefanz jahrelang erfolgreich, mannhaft eben, abgewehrt zu haben.

Nun aber ist er galant, spendiert den Dampfgarer, auf dass die Frau einheize und brutzele und heiße Luft erzeuge.

Horst Seehofer hingegen scheint nach allem, was man weiß, ja nur wechselnde Kochstellen zu schätzen, während Gabriele Pauli der Dame am nächsten kommt, die Chardonnay am aufgeräumten Hobeltisch trinkt, während ein junger Zugeher eine Fenchelsuppe bereitet.

Die Geschichte könnte hier positiv enden für den Huber Erwin, wenn sie nicht eine Vorgeschichte hätte: Hubers Tochter nämlich war es, die sich in einem Interview über die Hartleibigkeit, quasi den Anschaffungs-Geiz des Vaters beklagt hatte ("ham wir doch erst vor 25 Jahren gekauft").

Da geriet der sehr in Panik ob des sich abzeichnenden Mediengewitters ("Geizkragen, Schwabe") und brach unter dem häuslichen Trommelfeuer zusammen. Die Küche war beschlossen, die Schmach perfekt. Das Küchen-Weichei Huber eingeknickt vor den Frauen. Der harte Hund Kurt Faltlhauser gab es ihm nach zuverlässigen Informationen unseres Kabinett-Spions schriftlich: "Schwächling."

© SZ vom 8.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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