Gäubodenfest in Straubing:Die Freiheiten der Frau Pauli

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Aus der ganzen Umgebung sind die Menschen nach Straubing gepilgert, um Gabriele Pauli zu sehen. Zwar wird sie von vielen bewundert, doch Chancen auf den CSU-Vorsitz räumt ihr kaum einer ein.

Katja Auer

Am Ende gibt sie Autogramme. Auf Zeitungsausrisse, Notizzettel - und auf die Rückseite einer Autogrammkarte von Edmund Stoiber. Diese kleine Szene, als Gabriele Pauli einer älteren Dame schwungvoll ihren Namen aufschreibt, fasst sie bildlich zusammen, die Diskrepanz des Auftritts der Fürther Landrätin auf dem Straubinger Gäubodenvolksfest: Die Leute wollen sie sehen - genauso wie eine Woche zuvor Ministerpräsident Stoiber.

Viele bewundern Gabriele Pauli für ihren Mut. Doch kaum einer glaubt, dass sie auch zur CSU-Chefin gewählt wird. (Foto: Foto: dpa)

Man drängt sich im Medienzelt der Heimatzeitung, aber öffentlich äußern will sich kaum einer. Bewundert wird die Frau, die CSU-Chefin werden will, für ihren Mut, aber Chancen räumt ihr keiner ein. Genau gemustert wird sie, ob sie wirklich so schön ist, aber mehr als die attraktive Rebellin sehen nur wenige in ihr. Einer schließlich, Christian Fischer, CSU-Mitglied seit 35 Jahren, fasst die Gefühlslage so zusammen: "Zutrauen würde ich ihr das Amt schon" - aber wählen, nein, wählen würde er sie niemals.

Manche sind 20 Kilometer weit geradelt, haben ihren Samstagsausflug extra in Straubing enden lassen, um "die Frau Pauli" einmal ganz real zu erleben. Auffallend viele Herren über fünfzig haben sich im Zelt versammelt. Ein Event nennt es der CSU-Landtagsabgeordnete Herbert Ettengruber.

Dann kommt sie, im weißen Leinenkostüm, mit Perlenkette, sogleich wird bedauert, dass sie kein Dirndl trägt. "In Passau hatten Sie so ein schönes an." Eine Stunde lang gibt sie den beiden Redakteuren des Straubinger Tagblatts bereitwillig Auskunft, erzählt noch einmal, wie das war, als sie merkte, dass sich mit Erwin Huber und Horst Seehofer nichts ändern würde in der CSU.

Ein eigenes Programm kann sie immer noch nicht präsentieren, stattdessen sagt sie schöne Sätze wie "Politik muss mehr sein als nur Haushaltsbilanz" und "Ich verstehe Politik so, damit ein Stück zum Glück der Menschen beizutragen".

Das CSU-Grundsatzprogramm, an dem sie als Vorstandsmitglied mitgearbeitet hat, sei "sehr konservativ geraten", darin stünden "Kompromissformeln, in denen sich jeder wiederfindet, die uns aber nicht weiterbringen". Die hohe Bedeutung, die die CSU der Ehe zuschreibe, sei etwa fernab jeder Lebensrealität.

Das Publikum ist gespalten, Bravo-Rufe erklingen, doch genauso wird skeptisch die Stirn gerunzelt. Gabriele Pauli ist sehr offen, lässt sich von ihren Interviewern weder Realitätsverlust attestieren noch Machtgier. "Man muss herausfinden, was für einen selbst die Aufgabe im Leben ist", sagt sie auf die Frage, was ihr Kraft gebe.

Sie spricht von Gottvertrauen und davon, dass man sich freimachen müsse vom allzu übermächtigen Sicherheitsbedürfnis. Nur so sei ein freies Leben möglich. Beeindruckte Gesichter. Dann will das niederbayerische Publikum wissen, wie die Landrätin zum Donau-Ausbau steht, zur Agrarpolitik und zu den Staatsschulden. Die meisten Antworten bleibt sie schuldig, weil sie in den Themen nicht tief genug drin sei.

"Aber ich traue mir zu, mich einzuarbeiten." Und tatsächlich, so mancher scheint sich damit zufriedenzugeben. Beim Autogramme-Schreiben wird ihr Mut zugesprochen. Aber CSU-Mitglied Fischer wäre Erwin Huber als Parteichef trotzdem am liebsten. "Der ist halt einer von uns."

© SZ vom 20.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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