Gabriele Pauli:Pension perdu

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Für Gabriele Pauli geht es um viel. Um 560.000 Euro. Die gehen ihr durch die Lappen, wenn sie ihre Pension als Landrätin erst mit 62 Jahren erhält. Jetzt hängt alles von den Kreisräten ab.

Olaf Przybilla

Dass Gabriele Pauli vom 1. Mai 2008 an ihre Landratspension überwiesen bekommt, hält Bernhard Gottbehüt, ihr Stellvertreter im Landratsamt, für höchst unwahrscheinlich. Dies jedoch nicht, weil etwa er, Gottbehüt, im Fürther Kreisrat gegen die Frühpension für eine 50 Jahre alte Frau zu stimmen gedenkt. Im Gegenteil. Gottbehüt ist FDP-Mitglied und äußert sich in diesen Tagen auffallend wohlwollend über das ehemalige CSU-Mitglied Pauli.

Im Februar entscheidet sich, wann Pauli ihre Pension als Landrätin erhält. (Foto: Foto: dpa)

Vielmehr glaubt der Vize-Landrat nach allem, was er von den Kollegen im Kreistag zu hören bekommt, eine Rechnung aufmachen zu können. 21 SPD-Vertreter werden im Februar wohl kontra Gabriele Pauli stimmen, dann fehlten nur noch zehn Kreisräte aus der CSU-Fraktion, der 29 Mitglieder angehören.

Die Lage für die Frau, die Edmund Stoibers politisches Ende einleitete, ist jetzt bereits "ziemlich aussichtslos", glaubt Gottbehüt. Nachdem die Landrätin nun auch selbst zugegeben hat, von Vanity Fair für ein Exklusivinterview Geld genommen zu haben. Und nachdem im Fürther Land nicht nur die SPD einen Zusammenhang zu erkennen glaubt zwischen der Exklusivität Paulis und der Absage mehrerer Amtstermine.

Seither mehren sich auch in der CSU die kritischen Stimmen gegen eine Genehmigung der Pension in Höhe von 3900 Euro für die 50-Jährige. Der Landtagsabgeordnete Günther Gabsteiger erklärt, er werde im Kreistag gegen Pauli stimmen. Und CSU-Kreischef Matthias Dießl vermag ebenfalls keine Argumente mehr für sie zu entdecken.

Das Gesetz über kommunale Wahlbeamte schreibt vor: "Der Dienstherr kann anordnen, dass der Anspruch auf die dem Ruhestandsbeamten zustehenden Geldleistungen bis zur Vollendung des 62. Lebensjahres ruht, wenn sich der Beamte ohne wichtigen Grund nicht zur Wiederwahl für sein Amt stellen ließ." Für die scheidende Landrätin geht es um 560.000 Euro - sie dürften nach ihren Kapriolen perdu sein.

Mittlerweile ist die kurzzeitig verschollene Pauli wieder aufgetaucht. Nachdem sie tagelang nur für Medien zu sprechen war, die für Interviews den Geldbeutel öffneten, erklärt sie nun: "Jeder kann von mir meine Meinung hören, die ist unverfälscht, ehrlich und wahr."

Sie habe festgestellt, dass Gagen in der Branche üblich seien, "auch für Politiker". Dieser Erkenntnis scheint ihr neuer Agent, ein ehemaliger Radamateur, nachgeholfen zu haben. Er soll für Geld brisante Pauli-Antworten angeboten haben. Der Agent war zuletzt durch horrende Honorarforderungen aufgefallen - für die Dopingbeichte eines Radprofis. Die Forderungen sollen abgestuft gewesen sein, je nach Enthüllungsgrad der Aussagen. Paulis Agent ist seit Tagen abgetaucht.

© SZ vom 29.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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