Gabriele Pauli:"Allein die Kandidatur ist ein Erfolg"

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Gabriele Pauli will eine Erneuerung der Partei. Doch mehr als Stichpunkte hat sie bislang noch nicht zu bieten.

Birgit Kruse

Die Nervosität ist Gabriele Pauli anzumerken. Ihre Stimme bebt, als sie die Medien im Landratsamt in Zirndorf zu ihrer Pressekonferenz begrüßt. Im Blitzlichtgewitter der Kameras und eingerahmt von den Mikrofonen zahlreicher Fernsehsender entschuldigt sie sich noch für die Enge im Saal.

Gabriele Pauli: "Ich möchte das alte Politikschema durchbrechen." (Foto: Foto: ddp)

Doch schnell wird ihre Stimme wieder fester, sicherer. Und die Unsicherheit scheint völlig verflogen, sobald sie zu erklären beginnt, warum sie an diesem Donnerstag völlig überraschend ihre Kandidatur für den CSU-Vorsitz bekanntgegeben hat.

"Wir haben keine Erneuerung in der CSU", bemängelt die Landrätin. Die Schubkraft, die Ende 2006 durch die Partei gegangen ist, "wäre jetzt fast verebbt", kritisiert sie und ruft damit Erinnerungen an einen Winter wach, in dem sie maßgeblich am Sturz von Edmund Stoiber mitgewirkt hat.

Auch inhaltlich hätte sich in der Partei in den letzten sechs Monaten nichts verändert. "Die CSU hat keine Konzepte", sagt sie. Mehrfach habe sie von Bundesagrarminister Horst Seehofer und Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber programmatische Aussagen gefordert. Doch bekommen habe sie bis heute keine. "Es gibt keine inhaltliche Diskussion in Bayern", so ihre Kritik.

Denn sie stellt sich unter Politik etwas anderes vor und wirbt für ein neues Politikverständnis: "Ich möchte das alte Politikschema durchbrechen", sagt sie und erklärt, sie wolle die Tendenz stoppen, "dass immer mehr Leute aus der CSU rausgehen und sich anders orientieren".

Man müsse neue Themen ansprechen können - "ohne Angst, daraus Nachteile zu haben". Man dürfe Neuerungen nicht erst dann fordern, wenn man Mehrheiten hinter sich versammelt habe, sondern dann, wenn man es für richtig hält.

Doch wenn es an ihr eigenes Programm geht, mit dem sie die Delegierten auf dem Parteitag im September überzeugen möchte, wird es auch bei ihr etwas dünn. Zwar spricht sie davon, dass sich die CSU programmatisch "mehr an der Lebenswirklichkeit der Bürger orientieren muss". "Was wir leben, muss auch in die Politik einfließen", sagt sie und bemängelt, dass die Basis "bislang kein Sprachrohr hatte".

Doch mehr als ein paar Stichpunkte zu ihren eigenen politischen Forderungen kann Pauli nicht präsentieren: Ein Programm habe ich "in einigen Punkten im Kopf", sagt sie und diktiert diese den Journalisten auch schon gleich in die Blöcke.

So sind ihr die unausgereifte Umsetzung des G8 - das achtjährige Gymnasium - in Bayern und die Überfrachtung der Lehrpläne ebenso ein Dorn im Auge, wie die Streichung der Mittel im öffentlichen Nahverkehr und die Milliardeninvestitionen in das Transrapid-Projekt.

"Um ein ganzes Programm zu erarbeiten, braucht es mehr", räumt sie ein und betont, dass sie dies nicht allein im stillen Kämmerlein, sondern im Dialog mit anderen erarbeiten will. Konkrete Inhalte würden sich erst "zusammen mit den Mitstreitern in einem offenen Dialog formieren." Und dass die Zahl derer, die sie in diesem Prozess unterstützen werden, steigt - davon ist sie überzeugt.

Seit gestern habe sie schon einen ganzen Schwung an Zustimmungen erhalten. "Der Kreis wird sich jetzt vermehren", glaubt sie.

Über ihre Chancen, auf dem CSU-Parteitag wirklich zur Vorsitzenden gewählt zu werden, äußert sie sich hingegen kaum. "Ich habe keine Prozentzahl im Kopf. Ich bin mit allem zufrieden, was kommt", sagt sie. "Allein die Kandidatur ist ein Erfolg."

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