Fußballer in Berg am See:Gestatten, Klinsmann, Ihr neuer Nachbar!

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In Berg am See wächst die Fußballersiedlung: Neben Lehmann, Bierhoff und Ballack soll dort nun auch der neue Bayern-Trainer sein Zuhause finden.

Roman Deininger

Huntington Beach, Orange County, und Berg am See, Landkreis Starnberg, trennt ein Ozean, aber eines haben die beiden Orte gemeinsam: Hier wie da leben reiche Menschen recht beschaulich am Wasser.

Jürgen Klinsmann hat sich früher den Strafraum mit Oliver Bierhoff geteilt. Demnächst sind die beiden vielleicht wieder in unmittelbarer Nachbarschaft. (Foto: Foto: Getty)

Und es werden immer mehr.

Als Jürgen Klinsmann kürzlich für vorbereitende Maßnahmen an seinen neuen Arbeitsplatz nach München reiste, wurde der Noch-Kalifornier auch in Berg gesehen - ein feudales Anwesen soll er dort besichtigt haben. "Mir ist bekannt, dass er sich hier umgeschaut hat", sagt Bürgermeister Rupert Monn, aber wenn ihn die Kunde von der Gegenwart des künftigen Bayern-Trainers auf Berger Boden begeistert hat, versteht er es gut zu verbergen.

"Ich freue mich über jeden Neubürger", lässt er sich schließlich entlocken, "auch über einen aus dem Fußball-Bereich."

Man kann Monn kaum vorwerfen, dass ihn der mögliche Zuzug eines hochgradig Fußballprominenten nicht gleich in Ekstase versetzt. Er hat ja schon ein paar davon. Oliver Bierhoff lebt seit 2003 in der kleinen Gemeinde, Michael Ballack hat sein Haus auch nach dem Wechsel zu Chelsea London nicht aufgegeben. Lothar Matthäus ist schon wieder weg, dafür hat sich Jens Lehmann gerade eben eine fünf Millionen Euro teuere Villa mit Seezugang geleistet. "Die Infrastruktur passt halt bei uns", findet Monn.

Freilich sind die illustren Ballsportler in Berg so etwas wie Phantome und ihre glaubhaft belegten Sichtungen selten. Von Ballack wird berichtet, dass er sich öfter des Sonntags an der Esso-Tankstelle eine Bild-Zeitung und ein Brathendl zu holen pflegte. Ansonsten fiel er vor allem mit dem Versuch auf, sich durch einen unzulässig hohen Zaun vom übrigen Berg abzuschotten. Bürgermeister Monn versichert dennoch, es gebe "kein Gegeneinander" zwischen den Alteingesessenen und den Stars. "Es ist ein Miteinander und manchmal ein Nebeneinander."

"Wenn man ihn braucht, ist der da"

Die größte Präsenz im Gemeindeleben zeige DFB-Manager Bierhoff, der sich auch mit sozialem Engagement hervortue: "Wenn man ihn braucht, ist er da." Einmal hat er sogar bei den Fußballern des MTV Berg mittrainiert, und mehr noch: nachher hat er ganz ungeniert mit der Mannschaft geduscht. Zum Schluss hat er dann noch seine Fußballschuhe verschenkt. Autogrammjäger und Schaulustige ist man in Berg inzwischen gewohnt.

"Es gibt immer wieder Leute, die gezielt nach den Häusern der Prominenten suchen", sagt Monn. Meistens sei dann die Enttäuschung groß, weil die Villen der Fußballer auch nicht anders aussehen als die jener Leute, die anderweitig zu Wohlstand gekommen sind.

Klinsmann jedenfalls ist für seinen Dickschädel bekannt, und deshalb ist es noch lange nicht ausgemacht, dass er wirklich ein Berger wird. Auch die ehemalige Uschi-Glas-Villa in Grünwald soll er inspiziert haben und obendrein ein Objekt am Ammersee, das sich dem Vernehmen nach durch Abgelegenheit auszeichnet. Gut möglich also, dass Klinsmann sich letztlich für einen Wohnort entscheidet, an dem er nicht ständig Gefahr läuft, auch nach Feierabend Kollegen aus dem Job zu treffen. Berg am See könnte leben damit.

© SZ vom 11.02.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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