Further Drachenstich:Bayerns beliebtester Raucher

Er darf im Freistaat noch ungeniert Rauch und Feuer spucken: Am Wochenende hat der neue Further Drache Premiere gefeiert und das Publikum begeistert. Das Technik-Ungeheuer in Bildern.

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(Foto: Armin Weigel/dpa)

Ohrenbetäubendes Gebrüll erschüttert die Altstadt von Furth, der verschlafenen 9000-Seelen-Gemeinde in der Oberpfalz. Ein breiter Schädel schwingt wütend hin und her, eine Feuersbrunst erhellt das graue Kulissen-Gemäuer: Der neue Roboter-Drache ist der Star des mittelalterlichen Fantasy-Spektakels, das am Wochenende Premiere hatte. Und schon beim Vorwort des Further Bürgermeisters löste das Technik-Ungeheuer ein Raunen im Publikum aus: "Sechzehn Meter lang, vier Meter hoch und zehn Tonnen schwer." Er ist der weltweit wohl  größte Roboter auf vier Beinen.

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(Foto: dpa)

Der grün-geschuppte Körper der neuen Riesenechse von Furth erhebt sich über den Tribünen, rollt mit den Augen und spreizt seine Flügel. Kurz ist es still, dann lösen sich einige der 1500 Zuschauer kurzzeitig aus dem Bann des Drachens, und erinnern sich, dass sie eine Maschine vor sich haben. Sie applaudieren.

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(Foto: dpa)

Lanzen recken sich gegen den Körper des Technik-Ungeheuers. Bei dem Schauspiel, das seit mehr als 500 Jahren in Furth aufgeführt wird, rettet traditionell der tapfere Ritter Udo mit einem Todesstoß die Einwohner vor dem gefährlichen Drachen.

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(Foto: dpa)

Es ist die letzte Szene des zweieinhalbstündigen Stücks: Ritter Udo, gespielt von Sebastian Dietel, reißt sein Pferd herum und sieht sich Auge in Auge mit dem Monstrum. Ein Lanzenwurf, ein Treffer, die Lanze versinkt tief im Rachen des Reptils. Blut spritzt aus der Wunde, es bäumt sich noch ein letztes Mal auf, die vier mechanischen Beine geben nach und lassen den Rumpf zu Boden gehen. Der Ritter klettert auf den Nacken des Drachen und versetzt ihm unter gebannten Augen des Publikums per Langschwert den Todesstoß. "Dieser Gegner fühlte sich an wie ein richtiger Schauspieler", sagt Dietel später.

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(Foto: dpa)

Ein kleiner Junge streichelt das Horn des Roboter-Drachens. Die Mimik der Maschine ist geradezu gütig, die Bewegungen des Kopfes sanft. "Für mich ist der Drache zum kompletten Schauspieler geworden, er kann alle Emotionen abrufen", sagt Regisseur Alexander Etzel-Ragusa, der vor zehn Jahren an die Further Freilichtbühne kam. Die positive Aura des Ungeheuers, die später in blanke Wut umschlägt war Etzel-Ragusa für die neue Interpretation des Stückes besonders wichtig. "Der Neue ist jetzt zum richtigen Further Drachen geworden", sagte er.

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(Foto: Catherina Hess)

Das grün-geschuppte Fabelwesen ein kleines Wunder der Technik zu nennen, wäre stark untertrieben. Fast 16 Meter ist der neue Roboter-Drache lang und viereinhalb Meter hoch. Selbst wenn er geduckt in der Fabrikhalle in Zandt hockt, damit er mit den Drachenzacken nicht die Decke der Fabrikhalle kratzt, wirkt er bedrohlich groß ...

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(Foto: Catherina Hess)

 ... und der Blick aus gelb-grünen Pupillen unheimlich lebendig. Etwa acht Jahre lang haben Ingenieure an dem Ungeheuer experimentiert, geschraubt, gefeilt, gearbeitet.

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(Foto: Catherina Hess)

Das Schreckenstier muss von vier geschulten Drachenzähmern, die während des Festspiels in Furth miteinander über Sprechfunk verbunden sind, per Fernbedienung bewegt werden.

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(Foto: Catherina Hess)

Und so sieht eine dieser Fernbedienungen aus. Einer der Techniker steuert die Schritte, die anderen steuern Hals, Kopf, Maul, die Flügel und die Mimik.

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(Foto: Catherina Hess)

Elf Tonnen ist der neue Drache schwer, davon wiegt allein die Haut eine Tonne. Aus dem Kunststoff Polyurethan sind die giftgrün bis schlammfarbenen Schuppen so lebensecht geformt, dass es nicht verwundern würde, wenn der Drache in einem unbewachten Moment alleine in den Bayerischen Wald entkommen würde. Doch das kann er nur mit Hilfe eines 140 PS starken Dieselmotors, dessen Geräusch ab und an das Drachengefauche und Gezische aus den Lautsprechern im Kopf des Zauberwesens übertönt.

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(Foto: DPA-SZ)

Zum Vergleich: So sah der alte Further Drache aus, der 36 Jahre lang seine Dienste tat, aber von 2002 an seine Arbeit recht ruckelig verrichtet hatte und deutliche Zeichen von Altersschwäche zeigte. Regisseur Etzel-Ragusa bringt die Unterschiede auf den Punkt: "Die alte Bestie war wie Johannes Heesters - unbeweglich, aber ehrwürdig."

© sueddeutsche.de/Nils Nordmann/Ulrike Heidenreich - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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