Freispruch für Max Strauß:"Das Verfahren hat meine Existenz in extremer Weise bedroht"

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Max Strauß sprich über die psychischen Belastungen während des Prozesses, die Gründe für das Auswechseln seines Anwalts und seine Zukunftspläne.

Stefan Mayr

Als die Staatsanwaltschaft 1995 ihre Ermittlungen aufnahm, war Max Josef Maria Strauß ein erfolgreicher Anwalt. Dann wurde sein komplettes Vermögen gepfändet, er gab seine Zulassung als Anwalt zurück, seine Frau verließ ihn und er wurde zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Nach zwölf Jahren im Visier der Ermittler und der Öffentlichkeit blickt der 48-Jährige auf die Verfahren zurück und - verhalten optimistisch - in die Zukunft.

Wurde von den Richtern in allen Punkten freigesprochen: Max Strauß (Foto: Foto: ddp)

SZ: Sie wurden von allen Vorwürfen freigesprochen. Sind Sie rehabilitiert?

Max Strauß: Ja. Das Gericht hat nach eingehender Prüfung festgestellt, dass ich keinen Pfennig von Karlheinz Schreiber erhalten habe und es kein Treuhandverhältnis gab. Das ist wichtig, ich sehe nun auch einer Revision gelassen entgegen.

SZ: Sie haben jene Lebensjahre, in denen andere Menschen Karriere machen, auf der Anklagebank verbracht. Konnten Sie nebenher überhaupt arbeiten?

Strauß: Ich habe zuletzt versucht, mir eine neue berufliche Existenz aufzubauen. Das ganze Verfahren und die öffentlichen Anschuldigungen haben natürlich meine Existenz in extremer Weise bedroht. Sowohl in finanzieller als auch in persönlicher Hinsicht.

SZ: Zu Beginn des ersten Prozesses litten Sie unter Depressionen. Stimmt es, dass sie selbstmordgefährdet waren?

Strauß: Ja, lange Zeit. Diese Krankheit gibt dir einen Tunnelblick, da siehst du keinen Ausweg mehr. Ich war ein dreiviertel Jahr in stationärer Behandlung, das hat geholfen. Aber es gab nie den Ansatz einer Suizid-Ausführung.

SZ: Haben Sie die Krankheit nun überwunden?

Strauß: Ich bin noch in Behandlung, aber das ist eher beobachtender Natur. Mir geht es bereits seit einigen Monaten entschieden besser, seitdem ich gemerkt habe, dass das Gericht mit Distanz arbeitet und mich nicht vorverurteilt.

SZ: Wie viel hat Sie das Verfahren denn nun gekostet? Und mit wie viel Entschädigung durch die Staatskasse rechnen Sie?

Strauß: Das kann ich momentan nicht beziffern. Ich hatte ja vorher als Anwalt nicht schlecht verdient. Das Verfahren hat mich zwölf Jahre meines Lebens gekostet.

SZ: Es heißt, ein Freundeskreis hätte Sie finanziell unterstützt.

Strauß: Das stimmt. Einige Leute haben mir sehr geholfen, vor allem meine Geschwister, aber auch Freunde und meine zwei Töchter.

SZ: Kurz vor Beginn des zweiten Strafprozesses haben Sie sich von Ihrem Verteidiger Wolfgang Dingfelder getrennt. Hatte das finanzielle Gründe?

Strauß: Das war eine rein taktische Umstellung, als klar war, dass ich einen Steuerexperten als Verteidiger brauche. Mit Geldmangel hatte das überhaupt nichts zu tun.

SZ: Über Ihr persönliches Verhältnis zu Karlheinz Schreiber wurde sehr viel spekuliert. War er nun väterlicher Freund, Lehrmeister oder etwas ganz anderes?

Strauß: Dazu sage ich erst etwas, wenn die Revision und das Verfahren gegen Schreiber abgeschlossen sind.

SZ: Haben Sie als Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten während des Verfahrens einen Prominenten-Malus verspürt?

Strauß: Dazu gab es allenfalls vereinzelte Indizien, aber ein Generalverdacht besteht sicherlich nicht.

SZ: Was sind Ihre Zukunftspläne?

Strauß: Es wird eine berufliche Reorganisation geben, aber zu Details kann und will ich jetzt noch nichts sagen.

© SZ vom 7.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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