Flugzeug-Notlandung im Wohngebiet:"Es grenzt an ein Wunder"

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Warum kam das Flugzeug in Turbulenzen? Nach der spektakulären Notlandung einer Cessna im Wohngebiet von Stockstadt gibt es noch jede Menge offener Fragen. Nun wird das Wrack untersucht.

Christian Vooren

Nach der spektakulären Notlandung eines Sportflugzeugs im unterfränkischen Stockstadt ist weiter unklar, warum sich der Pilot gezwungen sah, in einem Wohngebiet zu landen. Der 47-Jährige äußert sich dazu derzeit nicht öffentlich. Ein Experte der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen habe am Montag gemeinsam mit einem Aschaffenburger Kripobeamten die Wrackteile untersucht, teilte die Polizei Würzburg mit. Darüber hinaus sollen die beiden nur leicht verletzten Insassen, ein Ehepaar aus Hessen, von der Polizei vernommen werden.

Stockstadt in Unterfranken
:Flugzeug landete im Wohngebiet

Spektakuläres Manöver mit einer Cessna: Ein Paar ist mit seinem Sportflugzeug in Turbulenzen geraten und musste notlanden. Plötzlich sahen die Menschen in einem Wohngebiet von Stockstadt am Main etwas Außergewöhnliches.

Der Pilot und seine Frau waren mit der gecharterten Cessna des Typs 150 auf dem Weg nach Aschaffenburg, als vermutlich ein technischer Defekt am Motor zum Ausfall des einzigen Triebwerks führte. Das Paar habe Prellungen am Oberkörper erlitten und sei geschockt, aber heilfroh, hieß es bei der Polizei Unterfranken. Die beiden konnten das Krankenhaus noch am Sonntag verlassen.

Nach der Notlandung hatte die Polizei die Flugkünste des Piloten gelobt, der die Maschine in der sehr engen Straße gelandet hatte und dabei abgesehen von der Maschine fast keinen Sachschaden anrichtete. Auch Anwohner Willibald Schmitt ist der Ansicht, dass die Leistung des Piloten Schlimmeres verhindert hat. Die Maschine war direkt vor seiner Haustür zum Stehen gekommen. Er war gerade spazieren und kam kurz nach der Notlandung nach Hause. "Es grenzt an ein Wunder, dass der Pilot die Kurve noch gekriegt hat in der engen Straße", sagt Schmitt.

Der Meinung schließt sich Marco Budweiser nicht an. Er ist Fluglehrer in der ASAD-Flugschule in Landshut und kritisiert, dass es überhaupt dazu kommen musste, die Maschine in einem Wohngebiet zu landen. "In der Flugausbildung wird einem beigebracht, dass ein Ausfall der Motoren nicht dramatisch ist. Gerade in einer Einmotorigen muss man damit umgehen können. Wenn man in einem Wohngebiet landen muss, ist es schon an der Flugvorbereitung gescheitert", sagt Budweiser. Man plane immer eine entsprechende Flughöhe ein, damit man genug Zeit habe, ein freies Feld zu suchen.

Für Joachim Kost, Ausbildungsleiter der Flugschule Hassfurt, ist das nicht ausgemacht: Seiner Erfahrung nach habe man bei einem Motorenausfall in 600 Metern Höhe - der gesetzlichen Mindesthöhe - "vielleicht 30 bis 45 Sekunden Zeit. Das ist nicht viel. Wenn die Landung also bewusst so gewählt wurde, war das eine Meisterleistung."

Das Bundesamt für Flugunfalluntersuchung untersucht zunächst die Unfallursache, bevor man sich mit der Frage befasst, ob eine Landung im Wohngebiet notwendig war. "Wir legen vor allem unser Augenmerk auf den Motor", erklärt Untersuchungsleiter Fritz Kühne "Klar ist, dass es zu einer wie auch immer gelagerten Triebwerksstörung kam."

Was die Entscheidung des Piloten angeht, ist Kühne vorsichtig. "Eine solche Sache hat ein paar Parameter mehr. Und wenn Sie solche Entscheidungen treffen, stehen Sie natürlich unter Zeitdruck." Spekulationen seien derzeit "einfach noch unseriös". Den Schaden schätzt die Polizei auf insgesamt etwa 45.000 Euro, wovon 40.000 Euro allein auf die Maschine entfallen.

© SZ vom 30.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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