FDP-Abgeordneter Gerhard Drexler:Ein Mann lernt dazu

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In den zwei Monaten, seit er FDP-Bundestagsabgeordneter ist, hat Gerhard Drexler sie kennengelernt, die Fallstricke, Haken und Ösen der Politik. Niederlagen in der eigenen Partei und Manöver des Koalitionspartners - der Mann hat's nicht leicht.

Von Wolfgang Wittl

Vor gut zwei Monaten hat Gerhard Drexler die Nachfolge des ebenso plötzlich verstorbenen wie beliebten Bundestagsabgeordneten Max Stadler aus Passau angetreten. In dieser kurzen Zeit hat der FDP-Mann bereits einiges über die Fallstricke, Haken und Ösen lernen dürfen, mit denen man es in der Politik zu tun bekommt.

Niederlage eins erlebte Drexler in der eigenen Partei. Obwohl der aus Freyung stammende Drexler bereits in seiner Heimat als Direktkandidat für die Landtagswahl nominiert war, erklärte er sich bereit, in Passau auch noch für den Bundestag anzutreten. Drexler glaubte, aus Verantwortung für seine FDP heraus zu handeln - und vermeintlich auch mit deren Unterstützung. Bedauerlicherweise war der Rückhalt allerdings nicht in dem Maße ausgeprägt, wie er gehofft hatte. Anstatt ihn - den einzigen Bewerber - aufzustellen, zog die Passauer FDP es vor, dann doch lieber ohne Direktkandidaten in den Wahlkampf zu ziehen.

Wenn schon die eigenen Leute so garstig sind, konnte Drexler nicht mehr verwundert sein, zu welchen Manövern erst der Koalitionspartner fähig ist. Von Drexler stammte nach dem Hochwasser die Idee, durch eine Sonderbriefmarke Geld für die Flutopfer aufzutreiben. Als die Marke im Finanzministerium nun präsentiert wurde, ließ sich gemeinsam mit Drexler und Minister Schäuble auch der Deggendorfer CSU-Abgeordnete Bartholomäus Kalb ablichten.

Das Foto landete flugs bei der Heimatzeitung, schließlich will der Wähler ja informiert werden, wofür sich die Volksvertreter so einsetzen. Dummerweise gab Kalb eine leicht bearbeitete Form der Aufnahme weiter, nämlich eine, die ihn und Schäuble zeigte - aber nicht mehr den weggeschnittenen FDP-Mann. Das Original von der trauten Dreisamkeit ist immerhin noch auf Drexlers Internetseite zu sehen.

Typischer Anfängerfehler, kann man nun denken. Wo jedes Kind weiß, dass man sich aus ebendiesen Gründen nie am Rand eines Fotos postiert. Wer sich andererseits an den CSU-Abgeordneten Eduard Nöth erinnert, der unlängst einen mitten im Bild stehenden Kollegen der Freien Wähler einfach wegretuschieren ließ, der ahnt, dass man im Zeitalter des Fotoshops vor nichts mehr sicher ist. Schon gar nicht vor der modernen CSU.

© SZ vom 17.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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