Fatale Seehofer-Äußerungen:Drei Sätze zu viel

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Horst Seehofer will nun über sein Privatleben schweigen - doch die Einsicht nützt nichts mehr. Drei kurze Sätze im Stern genügten, um Seehofers Chancen im Duell mit Erwin Huber zu minimieren.

Sebastian Beck

Horst Seehofer will jetzt also nicht mehr öffentlich über sein Privatleben reden. Diese Einsicht vom Wochenende ist zwar durchaus vernünftig, für ihn als Kandidaten um den CSU-Parteivorsitz kommt sie allerdings zu spät. Es sieht ganz danach aus, als habe er den entscheidenden Fehler gemacht, auf den seine Gegner in der CSU gewartet haben.

Drei kurze Sätze im Stern genügten, um Seehofers Chancen im Duell mit Erwin Huber zu minimieren: "Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material." Das ist eine überaus klare Botschaft, die sich die Parteifreunde leicht und für lange Zeit merken können. Mindestens aber bis zum CSU-Parteitag am 30.September.

Es nützt Seehofer jetzt auch wenig, wenn er betont, das Zitat sei aus dem Zusammenhang gerissen worden und keinesfalls als Drohung zu verstehen. Denn entscheidend ist nicht, wie Seehofer selbst den Ausspruch gemeint haben könnte.

Entscheidend ist vielmehr, wie er ankommt. Und hier zeigen die empörten Reaktionen in der CSU, dass man Seehofer durchaus eine Rache-Aktion zutraut - selbst wenn er beteuert, wie angewidert er von all dem Schmutz sei und wie ehrenwert seine eigene Haltung. Was einen kleinen, freundlichen Wink mit dem Zaunpfahl an die Adresse der CSU-Sittenwächter freilich nicht ausschließen muss. Die Versuchung ist so groß, und sie ist so menschlich.

Mit Argumenten wird Seehofer kaum mehr durchdringen

Seit die Bild-Zeitung im Januar die Geschichte von seiner schwangeren Freundin veröffentlicht hat, hat sich Seehofer schier hoffnungslos im Durcheinander von öffentlichen und privaten Angelegenheiten verstrickt. Dass seine Kandidatur für den Parteivorsitz dadurch belastet werden würde, war von Anfang an absehbar.

Gerade die CSU ist bekannt dafür, dass sie es auch mit der Doppelmoral sehr ernst nimmt. Seehofer hat aber dem Drang nicht widerstehen können, sich selbst als Opfer einer wie immer gearteten Intrige zu stilisieren. Zwar hat er diese Version nur vorsichtig angedeutet, im Subtext gewissermaßen, aber doch deutlich genug, damit jeder kapiert: Dem Seehofer wird ganz übel mitgespielt.

Diejenigen in der CSU, die ihn schon lange kennen und ihm mit einer Art Grundmisstrauen gegenüberstehen, fühlen sich nun einmal mehr bestätigt: Der Mensch sei unkalkulierbar und im Zweifelsfall ganz von seinem Machtstreben besessen. Zumindest die CSU-Landespolitiker haben es noch gut in Erinnerung, wie Seehofer sich als neuer Verbraucherminister in Berlin auf Kosten seines bayerischen Kollegen Schnappauf in Szene setzte - eines von vielen Beispielen.

Mit Argumenten und Ideen wird der Kandidat Horst Seehofer in den nächsten Wochen wohl kaum mehr durchdringen. Das ist schade, weil auch einiges für ihn als künftigen CSU-Vorsitzenden spricht und die Partei dringend eine Debatte über ihre künftige Rolle in der Bundespolitik bräuchte. Aber um Politik geht es im Duell Huber/Seehofer nur noch am Rande.

© SZ vom 4.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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