Erwin Hubers Strategie:Wahlkampf mit Angstparolen

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Die CSU traut der eigenen Regierungsleistung nicht. Deswegen sucht sie ihr Heil in einem emotionalen Thema - der Angst vor einer Koalition aus SPD und Linke.

A. Roß

Es ist ja noch gar nicht so lange her, da hatte Bayern einen Ministerpräsidenten, der in seinen Reden geradezu gebetsmühlenhaft die Spitzenstellung des Freistaats unter den Bundesländern hervorzuheben pflegte. Für ihn gab es fast kein Politikfeld, auf dem Bayern nicht die Position des Spitzenreiters und Musterknaben innehatte. Edmund Stoiber bemühte bei solchen Gelegenheiten stets den Vergleich mit der Champions League, was heißen sollte: Bayern spielt in der europäischen Spitzenklasse.

CSU-Chef Erwin Huber predigt die Hölle. (Foto: Foto: dpa)

Manchen Leuten ging dieses "Wir-sind-besser"-Gehabe zwar gewaltig auf die Nerven, dennoch verfehlte es in der Vergangenheit seine Wirkung nicht: Die Mehrzahl der Bürger war mit ihrer Regierung und ihrem Ministerpräsidenten zufrieden, was sich in ordentlichen Wahlergebnissen für die CSU niederschlug.

Doch in diesem Wahlkampf scheint die CSU Angst vor sich selbst und der eigenen Regierungsleistung zu haben. Offenbar haben die führenden Wahlkämpfer um CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein von ihren Ausflügen in die Provinz die Erkenntnis mitgebracht, dass der nüchterne Vortrag der Regierungsbilanz allein die Menschen nicht mehr in Jubelstürme und Verzückung ausbrechen lässt.

Also sucht die CSU ihr Heil in einem emotionalen Thema: Die Warnung vor dem wachsenden Einfluss der Linkspartei mit ihren Kommunisten sowie einer Vierer-Koalition unter dem SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget soll die eigenen Anhänger aus ihrer Lethargie aufrütteln und die CSU am Wahltag über die magische 50-Prozent-Marke hinüberretten.

Dabei spielt es für die CSU keine Rolle, dass die Linkspartei in Bayern kaum in Erscheinung tritt und dass deren Spitzenkandidat Fritz Schmalzbauer hierzulande etwa so bekannt ist wie Erwin Huber in China. Und auch die als Schrecken an die Wand gemalte Vierer-Koalition ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Ängste schüren - das ist Hubers Strategie, und er wähnt sich hier in der Tradition mit der katholischen Kirche. Die habe ja auch die Hölle gepredigt, um ihre Gläubigen auf den rechten Weg zu bringen.

Doch selbst bei den Katholiken hat sich dieses Rezept überlebt. Der Pfarrer, der eine volle Kirche haben will, spricht heute lieber von der Güte Gottes. Und die dürfte auch jenen anständigen Bayern zuteil werden, die nicht die CSU wählen.

© SZ vom 21.08.2008/ssc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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