Erwin Huber im Interview:"Die BayernLB ist heftig betroffen"

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Bayerns Finanzminister Erwin Huber spricht darüber, wie schlimm es um die Bank bestellt ist und über mögliche Auswirkungen einer Finanzhilfe des Freistaats für die Landesbank.

Klaus Ott

Die Bayerische Landesbank (BayernLB), die dem Freistaat und den Sparkassen gehört, braucht bis zu fünf Milliarden Euro Kapitalhilfe. Finanzminister Erwin Huber, der den Verwaltungsrat der BayernLB leitet, würde auch Hilfe vom Bund annehmen.

Finanzminister Erwin Huber: "Die BayernLB ist von der globalen Finanzkrise unmittelbar und heftig betroffen." (Foto: Foto: dpa)

SZ: Wie schlimm ist es um die Bayern LB bestellt?

Erwin Huber: Die BayernLB ist von der globalen Finanzkrise unmittelbar und heftig betroffen. Die Insolvenz der US-Bank Lehman und neue Risiken etwa aus Island werden zu weiteren Verlusten führen. Die Bank wird die aktuellen Zahlen dem Verwaltungsrat am Dienstag vorlegen. Ich verstehe die FDP, wenn sie in den Koalitionsverhandlungen Wert darauf legt, diese Lasten genau zu kennen.

SZ: Es sollen sich Ausfälle in Höhe von mehreren Milliarden Euro abzeichnen?

Huber: Wenn man alles zusammenrechnet an Ausfällen und Wertberichtungen, dann ergibt sich in der Tat ein beträchtlicher Milliardenbetrag.

SZ: Die BayernLB braucht rasch drei bis fünf Milliarden Euro frisches Kapital. Das hat Sparkassenpräsident Siegfried Naser als Gast bei den Koalitionsverhandlungen von CSU und FDP gesagt. Wann ist das Geld fällig?

Huber: Durch die Verluste wurde und wird die Eigenkapital-Ausstattung stark belastet. Sie muss in absehbarer Zeit deutlich verbessert werden. Am Dienstag müssen wir Entscheidungen auf den Weg bringen. Dann kennen wir auch die Konditionen des Bundespakets.

SZ: Die Sparkassen als Miteigentümer der Bank wollen nicht viel Geld aufbringen. Muss der Freistaat alleine zahlen?

Huber: Wir sind beide Eigentümer in gleicher Verantwortung. Wir nehmen bei Entscheidungen Rücksicht auf die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Sparkassen. Kein Kunde der Sparkassen in Bayern wird aus deren Engagement bei der BayernLB einen Nachteil haben.

SZ: Soll der Bund, der ein großes Rettungspaket schnürt, das Geld geben?

Huber: Das Paket des Bundes gibt drei Möglichkeiten her: Garantien, Beteiligungen und Ankauf von Vermögenswerten. Wir fassen alle Möglichkeiten ins Auge. Ich hätte keine Hemmungen, Hilfen in Anspruch zu nehmen. Jedes Prestigedenken wäre fehl am Platz. Wenn es der BayernLB nutzt und die Bedingungen stimmen, sollten wir zügig handeln.

SZ: Ist auch ein Mix aus Hilfen des Bundes und Geld vom Freistaat denkbar?

Huber: Das ist denkbar.

SZ: Wer soll mehr zahlen?

Huber: Das kommt auf die Bedingungen an. Das Bundesprogramm ist ja ganz neu.

SZ: Welche Folgen hätte eine Kapitalspritze des Freistaats für die BayernLB? Kommt dann ein neues Sparpaket oder werden neue Schulden gemacht?

Huber: Ein neues Sparpaket sehe ich deshalb nicht. Eine mit den Sparkassen abgestimmte Kapitalerhöhung könnte der Freistaat aus noch vorhandenen Privatisierungserlösen leisten.

SZ: Die Länder sind an der Rettungsaktion des Bundes für die Banken beteiligt. Was kostet das den Freistaat?

Huber: Grundsätzlich ist die Beteiligung der Länder nach oben begrenzt; hinzu kommen jedoch die anteiligen Landesbanklasten. Abgerechnet wird am Ende bei der Auflösung dieses Sonderfonds. Das kann man heute noch nicht abschätzen.

SZ: Wird die BayernLB am Ende von anderen Banken geschluckt oder privatisiert?

Huber: Ich bin sehr offen für alle Formen der Neuausrichtung. Dazu zählen private Miteigentümer ebenso wie Fusionen oder Kooperationen, auch eine mögliche Südbank mit der Landesbank Baden-Württemberg.

SZ: Wie schnell muss eine Lösung her?

Huber: Wer schnell hilft, hilft doppelt.

© SZ vom 20.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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