Erwin Huber:Heimspiel in Zagreb

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Er ist noch keine Woche im Amt und schon auf Reisen. Das erste Ziel des neuen CSU-Chefs Huber ist Kroatien - ein Land, in dem er kein Unbekannter ist.

Kassian Stroh

Untrüglicher Indikator der Bedeutung bundesrepublikanischer Politiker ist, ob sie im Ausland erkannt werden. Diesbezüglich kann Erwin Huber frohe Kunde aus Kroatien mit in die Heimat nehmen. Bei einem kurzen Bummel durch die Altstadt von Zagreb winken ihm am Mittwoch nicht nur die Mitglieder des nordrhein-westfälischen Jugendorchesters freudig zu, ein Tourist aus der Steiermark identifiziert ihn auch sofort und korrekt als neuen CSU-Chef.

Erwin Huber fühlt sich sichtlich wohl in Zagreb - dreimal war er schon da. (Foto: Foto: dpa)

Vier Tage ist Huber das erst. Freudig posiert er vor dem Stadtpanorama der kroatischen Hauptstadt für die Kameras und vor diversen eingerüsteten Kirchen.

Für seine erste Auslandsreise in neuer Funktion hat sich der Wirtschaftsminister "good old friends of mine" ausgesucht, wie er sagt. Mit den Kroaten gibt es politisch keine Probleme, die bilaterale Wirtschaft floriert (1100 bayerische Firmen pflegen bereits Kontakte), die Kroaten sind dankbar für die bayerische Unterstützung in Sachen EU-Beitritt.

Und regiert werden sie ebenfalls konservativ, von Ivo Sanader, den Huber zuletzt am Freitag beim CSU-Parteitag gesehen hat. Sanader empfängt ihn nun in seinem Amtssitz, dessen Innenausstattung vergebens die Brücke zwischen k.u.k.-Monarchie und Realsozialismus zu schlagen versucht. Im zentralen Lüster des Pressekonferenzraums hängen fünf Dutzend Energiesparlampen.

Auch Wirtschaftsminister Branko Vukelic macht Huber seine Aufwartung - der führt ein Haus, das phänotypisch eher an den Palast der Republik erinnert und wo sich die Sicherheitsleute ihre Sonnenbrillen ins oberste Knopfloch ihres Jacketts stecken, weil drinnen ja nur Neonröhren scheinen.

Hier fühlt sich Huber "sehr heimisch" - dreimal war er schon da. Huber bedankt sich für die lange umstrittene Genehmigung, dass die bayerische Landesbank über eine österreichische Tochter nun auch in Kroatien Geschäfte machen darf, bittet um Unterstützung für ein geplantes Flüssiggas-Terminal auf der Insel Krk und preist Siemens-Loks als "die besten der Welt" an. Wirtschaftspolitisches Standardprogramm eines Besuchs unter Freunden.

Neu ist, dass er sich immer wieder sichtlich freut, wenn ihn einer seiner Gegenüber als "novi predsjednik CSU" preist. Das ist gut fürs Selbstbewusstsein. "Ich will auch die außenpolitische Kompetenz der CSU stärken", sagt Huber in Zagreb.

Da sind die Fußstapfen Edmund Stoibers groß, demonstrativ schaute der in den vergangenen Wochen noch in Moskau und Paris vorbei. Huber ist erst in Zagreb - aber immerhin: Erkannt wird er schon.

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