Ermittlungen gegen Schönheitschirurg Mang:Aufschneider vom Bodensee

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Er liebt es, seine Maseratis vorzuführen, wertet Kritik als "Einzelfall" und sieht sich selbst als "Visionär": Doch jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Schönheits-Arzt Werner Mang. Unter den Plastischen Chirurgen genießt er ohnehin nicht den besten Ruf.

Werner Bartens

Der Mann besitzt zahlreiche Fähigkeiten. Dummerweise hat er das Pech, in einem Land voller Neider und Low-Performer zu leben, die seine Bestleistungen nicht immer anerkennen. "Das Glück, in Lindau am schönen Bodensee zu leben", wie er gerne schwärmt, entschädigt dafür zwar ein bisschen.

Schönheitschirurg Werner Mang ist von seiner Arbeit überzeugt - anders als andere Ärztekollegen. (Foto: dapd)

Damit die Welt aber ausreichend von seinen beruflichen Großtaten erfährt, ist Werner Mang unermüdlich im Einsatz, um von sich und seinen schönheitschirurgischen Eingriffen zu künden.

Der 62-jährige Sohn eines Försters ist oft und gerne bereit, Fernsehsendern Einblick in sein Reich zu geben und dabei seine Maseratis, Motorräder, Yachten und Villen vorzuführen. Auf diese Weise können missgünstige Nörgler sehen, zu welchem Wohlstand das Geschäft mit der Schönheit führen kann.

Mang sagt, "ich habe mir das durch Leistung und harte Arbeit verdient", und könnte damit auch als FDP-Maskottchen eine Anstellung finden. Unter Fachkollegen findet seine Arbeit allerdings ähnliche Wertschätzung wie die FDP in Wählerumfragen.

Dass hauptsächlich Werner Mang von der Arbeit Werner Mangs überzeugt ist, die Gemeinde der Plastischen Chirurgen hingegen skeptisch bleibt, liegt auch an Mangs fehlendem Facharzttitel. Der gebürtige Ulmer hat zwar an der TU München die Ausbildung zum HNO-Arzt absolviert und führt zu Recht den Titel "Facharzt HNO und Plastische Operationen".

Aber diese Expertise beschränkt sich auf Gesicht, Kopf und Hals. Unter seinem Namen werden aber nicht nur Nasen begradigt, sondern auch Brüste gerundet, Bauchdecken gestrafft und Oberschenkelpolster abgetragen, wofür die Ausbildung an Hals, Nase und Ohren nicht eben prädestiniert.

Mang darf den Titel eines "Facharztes für Plastische und Ästhetische Chirurgie" nicht führen, seinen Antrag wies die Bayerische Ärztekammer zurück, weil die Qualifikation fehle. Intern beklagen sich immer wieder Ärzte über Mang und seine Arbeit, vergangenes Jahr wurden dann Vorwürfe von Patienten publik.

Demnach habe der Mediziner in seiner Lindauer Bodenseeklinik vorgetäuscht, selbst die Operation durchzuführen. Andere Patienten berichten über Misserfolge der Operationen und nachträglich veränderte Krankenakten. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil in Mangs Lindauer Klinik ein Arzt ohne Approbation operiert haben soll.

Der Visionär" (Mang über Mang) wertet Kritik traditionell als "Einzelfall". Zudem weiß er, "dass Ergebnisse einer Operation nicht immer den Wunschbildern der Patienten entsprechen". Deshalb tröstet es Mang, dass er von führenden Fachmagazinen "zu den besten Schönheitschirurgen der Welt" ( Bunte) gezählt wird.

Der umtriebige Mediziner mit den ausgeprägten Bindegewebe-Depots unter den Augen hat noch viel vor, so will er die "Mang-Nase" nach China exportieren, "denn dort ist das westliche Schönheitsideal voll im Kommen".

Zuvor muss er sich den juristischen Fragen stellen. Laut Mallorca Magazin hat er 2011 bereits erkannt: "Ich beobachte in den letzten zehn Jahren einen zunehmenden Verfall unserer Moral. Dieses künstlich hergestellte Schönheitsideal ist trügerisch."

© SZ vom 10.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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