Schönheitschirurg unter Verdacht:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Werner Mang

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Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung lautet der Vorwurf gegen Werner Mang: Doch die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht nur gegen den prominenten Schönheitschirurgen, sondern auch gegen einen Arzt seiner Klinik. Dieser soll ohne Approbation operiert haben.

Gegen den bekannten Schönheitschirurgen Werner Mang wird wegen des Verdachts der Beihilfe zu gefährlicher Körperverletzung in 274 Fällen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Kempten bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht von Spiegel Online. "Die Ermittlungen laufen seit wenigen Tagen", sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde zu Süddeutsche.de. In diesem Zusammenhang sei Ende 2011 auch Mangs Bodenseeklinik in Lindau durchsucht worden.

Gegen den Schönheitschirurgen Werner Mang ermittelt die Staatsanwaltschaft. (Foto: dapd)

Die Bodenseeklinik wies die Vorwürfe gegen Mang gegenüber der Nachrichtenagentur dapd zurück. Die Klinik teilte auf Anfrage mit, der von ihr beauftragte Anwalt gehe davon aus, "dass die Ermittlungen gegen Professor Mang in Kürze eingestellt werden".

Das Verfahren ist im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen einen in Mangs Klinik tätigen Arzt ins Rollen gekommen. Bei dem Operateur, der im Zentrum der Ermittlungen steht, handle es sich um einen erfahrenen Facharzt für Plastische Chirurgie. Bei der ersten Sichtung des Materials habe sich ein Anfangsverdacht wegen Beihilfe gegen Mang ergeben. Die detaillierte Auswertung der Unterlagen werde allerdings "noch geraume Zeit in Anspruch nehmen", so eine Sprecherin weiter.

Der Arzt soll in der Klinik im Jahr 2009 möglicherweise ohne die nötige Approbation oder eine Ausnahmegenehmigung Operationen vorgenommen haben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft weiter. Der Arzt ist flüchtig, er wird nach Angaben der Sprecherin mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Grundsätzlich gilt: Ohne Approbation darf ein Arzt nicht tätig sein. Setzt er sich über dieses Verbot hinweg, ergibt sich daraus der Vorwurf der Körperverletzung. Allerdings gibt es in der Bundesärzteordnung die Möglichkeit, eine Art vorübergehende Arbeitserlaubnis zu erhalten. Diese Ausnahmegenehmigung beantragen unter anderem Ärzte aus Nicht-EU-Ländern, die in Deutschland tätig sein wollen - oder Mediziner, die ihre Approbation zurückgegeben oder aberkannt bekommen haben. Der Spiegel hatte im Dezember 2011 berichtet, dem Arzt sei bereits 2007 die Approbation entzogen worden.

Die Staatsanwaltschaft Kempten hat den Verdacht, dass Mang davon wusste - und den Arzt dennoch in seiner Klinik operieren ließ. Wer wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung verurteilt wird, muss mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu sieben Jahren rechnen, sagte die Sprecherin der Anklagebehörde.

Auf ihrer Internetseite wird die Bodenseeklinik als eine der "führenden Kliniken in Europa auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie" beschrieben. Spatenstich war im Jahr 2000. Die Stadt Lindau stellte damals ein Grundstück am Bodensee zur Verfügung. Im Jahr 2003 wurde die Klinik eröffnet. Drei Fachärzte arbeiten neben Mang an der Klinik und decken "das gesamte Spektrum" ab. Dies reicht von Nasenoperationen über Facelifting bis Oralchirurgie.

In seiner Vita, die ebenfalls auf der Homepage der Klinik zu finden ist, wird Mang als "Visionär" bezeichnet, der 2000 Operationen im Jahr durchführt. Insgesamt verweist Mang auf mehr als 30.000 selbst durchgeführte Operationen. Mang ist Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie und Honorarprofessor an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg.

Auf der Homepage der Klinik ist indes nichts zu den Vorwürfen zu finden. Unter dem Reiter "Presse" ist die letzte Mitteilung vom 19. Januar 2012. Darin warnt Mediziner Mang vor minderwertigen Brustimplantaten, wie sie offenbar der französische Hersteller Poly Implants Prothèses angeboten hatte.

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